Basenjis? Dobermänner? ???
Was um Himmels Willen soll denn das gebracht haben??
(Das mit dem Basenji war glaube ich nur ein witziger Kommentar bezogen auf das Gesicht eines Hundes auf einem Foto; war nicht ernst gemeint!)
Also der eigentliche Jack Russell ist NICHT gekreuzt nach dem Motto "man nehme eine Prise hiervon und davon..."; er ist nichts anderes als der alte, ursprüngliche Foxterrier.
John (Jack) Russell, der jagende Pfarrer, dessen Namen die Rasse heute trägt, war ein allgemein anerkannter Züchter und Richter von Foxterriern (und auch Hounds, aber das nur nebenbei, hat mit der Gschichte seiner Terrier nicht so viel zu tun).
Zu seiner Zeit befand sich die organisierte Rassehundezucht und das Showgeschehen gerade in den Kinderschuhen, und auch die bislang einzig auf Arbeitseignung für die Fuchsjagd selektierten (und danach benannten) Terrier weißer Grundfarbe, Foxterrier, wurden nun zunehmend auf Äußerlichkeiten, auf Erfolg im Showring, gezüchtet, wodurch sich langsam, aber sicher ihr Erscheinungsbild veränderte, hin zu dem Hund den wir heute als Foxterrier kennen (größer, tiefere Brust, bessere Winkelung, längere Köpfe...).
Betrachtet man Bilder von Foxterriern aus Russells Zeit, ist die Ähnlichkeit zum heutigen Russell Terrier sehr viel stärker als zur heutigen Form ihrer eigenen Rasse!!!
John Russell züchtete Foxterrier, und zwar in der ursprünglichen Bedeutung ihres Namens: Terrier zur Fuchsjagd! Was sich dabei bewährte, anatomisch wie auch (vor allem!) in der Arbeitsweise, wurde zur Zucht eingesetzt, was nicht, wurde mit Sicherheit weder von ihm noch von einem anderen Jäger durchgefüttert, und kam somit auch nicht zum Zuchteinsatz.
Anzumerken ist dabei noch, dass es sich hierbei nicht um die Jagd mit Schusswaffen, Fallen o.ä. handelte, sondern um Fuchsjagd mit Hundemeuten. Dies waren Hounds, Laufhunde, die die Spur des Fuchses aufspürten und verfolgten, gefolgt von meist berittenen Jägern (es gibt aber auch Meuten die zu Fuß geführt werden).
Das Aufspüren (im Feld), Verfolgen und Töten des Fuchses war also nie die Aufgabe der Terrier! Diese wurden für den Fall mitgeführt, dass sich der Fuchs in ein für die großen Hounds unzugängliches Versteck oder seinen Bau flüchtet. In solchem Fall wurden die Hounds zurückgenommen, abseits vom Bau in Deckung versammelt, und die Arbeit des Terriermannes begann. Der Terrier hatte den Fuchs in seinem Versteck aufzuspüren und solange laut bellend zu bedrängen, bis dieser sich wieder ans Tageslicht begab und die Hetzjagd fortgesetzt werden konnte. War dies nicht möglich, hatte der Terrier den Fuchs, anhaltend bellend, zu stellen, bis beide ausgegraben waren.
Aus verschiedenen Gründen sollten Russells Terrier den Fuchs NICHT hart angreifen und sich in ihn verbeißen. Zum Einen hätte dies das Ende der Jagd bedeutet, zum Anderen wäre ein stummer Hund unter der Erde nicht zu orten (damals gab es noch nicht diese elektronischen Sendehalsbänder), und nicht zuletzt riskiert ein kopflos scharfer Hund auch sein eigenes Leben. Aber weder hohe Tierarztrechnungen noch dauernd neue Hunde, oder verletzte, nicht einsatzfähige, waren je im Sinne der Terriermänner.
Zwar gab es später an einigen Stellen Versuche, die Terrier durch Einkreuzungen anderer Rassen zu verbessern, diese brachten jedoch in der Regel nicht den gewünschten Erfolg, oder zu viele unerwünschte Begleiterscheinungen, und wurden ziemlich schnell wieder eingestellt, so dass sie im weiteren Fortbestand der Rasse, speziell in ihrer Herkunftsgegend, keine Rolle spielten.
So versuchten z.B. einige Jäger die Härte durch Einfluss von Bullterrierblut zu erhöhen, was aber zu unerwünschter stummmer Arbeit führte. Der Laut wurde durch Beagleblut versucht zurückzubekommen, dies brachte aber andere nicht gewünschte Eigenschaften. In einigen Gegenden, vor allem im Norden Englands, wurden verstärkt härtere Terrierrassen, wie Lakeland- oder Patterdale Terrier, eingekreuzt. In diesen Gegenden aber wird nicht unbedingt wie zu Russells Zeiten gejagd, ein Aufgraben der Bauten ist wegen des felsigen Bodens meist nicht möglich, so dass ein harter, den Fuchs tötender Terrier durchaus willkommen ist. Die in diesen Gegenden ursprünglich beheimateten Terrierrassen unterscheiden sich in der Arbeitsweise deutlich von Russells Terriern; die Kreuzungen erfolgten auch, um dieser zuweilen blinden Schärfe etwas vom "Verstand" der Russells zukommen zu lassen.
Der eigentliche, wirkliche JRT im Sinne des "Rassebegründers" aber entstand nicht durch Kreuzungen verschiedener Rassen, sondern schlicht durch Fortsetzung der bis dahin üblichen züchterischen Tradition.
Welchen Sinn dabei ein Dobermann gehabt haben soll (die Rasse dürfte etwa gleichzeitig erst entstanden sein, aber nicht in England, sondern in Deutschland, genauer in Thüringen) ist mir schleierhaft, der Dobermann wurde als "mannscharfer Wach- und Schutzhund" gezüchtet, sollte also Eigenschaften aufweisen, die genau das Gegenteil von dem waren was für Russell`s Zwecke benötigt wurde!
Ob es Basenjis zu dieser Zeit überhaupt schon außerhalb ihrer Heimat (Afrika) gab ist mir nicht bekannt (lese gerade, die ersten wurden 1895 auf Cruft`s gezeigt, starben aber kurze Zeit später an Staupe); auf jeden Fall dürften arme Terriermänner kaum das Geld gehabt haben solche Exoten teuer zu importieren (man bedenke die schwierigen Reisebedingungen zu dieser Zeit!), um dann sein Leben im Fuchsbau zu riskieren. Und wenn, wäre auch das unlogisch, denn noch heute ist vomn Basenji bekannt dass er nicht bellt, somit hätte auch eine solche Einkreuzung keinerlei Sinn gemacht.
Wohlgemerkt, ich spreche hier vom ECHTEN Jack Russell Terrier. Eng mit der Rasse verbunden ist leider auch die Tatsache, dass eine Reihe nicht dem Rassezweck entsprechender und somit nicht zuchttauglicher Hunde auf Farmen und in Ställe verschenkt wurden, sich dort mit allem paarten was eben so rumlief, und die Welpen, sofern sie weiß-bunt waren, auch als "Jack Russells" gehandelt wurden. Ganz einfach weil diese Rasse einen so guten Namen hat(te) und sich die Stallmixe damit wesentlich besser absetzen ließen als als, das, was sie tatsächlich waren, eben Mischlinge.
Daran hat sich bis heute nicht allzu viel geändert; gerade jetzt, wo die Rasse sehr "in Mode" kommt (leider!), wird gutgläubigen Menschen so ziemlich alles was klein und bunt ist als "Parson"/"Jack Russell Terrier" untergejubelt, darunter etliches wo man sich ernsthaft fragt ob überhaupt jemals ein Russell beteiligt war, oder maximal mal einer danebengestanden hat! Dass an solchen Exemplaren natürlich noch eine Reihe anderer Rassen und Mischungen mitgewirkt hat ist absolut unbestritten. Aber das alles hat herzlich wenig mit dem Namen "Jack Russell" (dem jagenden Pfarrer) zu tun!
Antje