die STANDARDFRAGE - oder "gibt es einen RICHTIGEREN Standard ???"

Z

ZEUS

Guest
Geschätzte Foristi!
Eine Vielzahl der Rasse- und Zuchtrubriken verschiedenster Thematiken mündet, wenn man deren Verlauf betrachtet, immer in der - leidigen - Diskussion um die Standardfrage, in der auch ich mich teilweise bereits verlaufen habe (vgl. vor allem "KURZ UND LANGBEINIGE JACK RUSSELL").
Ausgehend von der Standardbezeichnung "JACK RUSSELL TERRIER" haben wir hier gelernt, dass nicht bei jedem davon "das innen drin is´, was auch außen d´rauf steht...", d.h. allein aus der verschiedenen Terminologie zwischen BJRTV und KfT oder dem österr. PRT-Club (der auch mittlerweile die JRT mitbetreut) entstanden Mißverständnisse.
Wir alle, der eine mehr, der andere weniger, werfen ständig mit Begriffen wie "Jack Russell Terrier", "Parson Russell Terrier", dann auch wieder "Parson Jack Russell Terrier" (aus früherer alter Terminologie) und letztlich - ich weiß, dass dies nun zweifelsohne mit Sicherheit der einzige "Nicht-Standard" ist - Reiter-Jackies, um uns...
Egal welchen Standard wir nun betrachten, ich glaube wir alle, die uns der streng reglementierten Qualitätszucht hüben wie drüben verschrieben haben, haben letztlich die Erhaltung und Verbesserung "unserer" Rasse <oder muss ich jetzt sagen: "unserer RasseN" (???)> vor Augen, hoffentlich sonst nichts.
Double-Be hat an anderer Stelle bereits in umsichtiger Darlegung der verschiedenen Standards resumiert, was sich aufdrängt: da ist noch viel Bewegung drinnen und egal, welchen Standard man nun betrachtet, "das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen".

Bewusst möchte ich daher als neues Thema - vielleicht provokant - in den Raum stellen: GIBT ES EINEN "RICHTIGEREN" STANDARD ?
Können wir hier wertfrei und ohne die jeweils "andere" Zuchtideologie" ("Englischer Ansatz gegen den Rest der Welt") zu diskriminieren, letztlich objektiv aber aus subjektiver Sicht jedes Foristi hier Argumente zusammentragen, die uns letztlich aus der Menge und Tendenz der Beiträge heraus vielleicht einen Weg weisen, wie ein sinnvoller Umgang mit unseren Standardvorgaben sich in weiterer Zukunft am positivsten für unser gemeinsames Zuchtinteresse auswirken kann?

Bin gespannt, was da so alles (auf mich ?) hereinprasseln wird!

Schönes Wochenende Euch / Ihnen allen ...:)
 
Ohne jetzt eine spannende Rassefreak-Diskussion abwürgen zu wollen ;) möchte ich hier nur mal sozusagen Volkes Stimme (glaub ich zumindest) sprechen lassen, in dessen Eigenschaft ich darauf hinweisen möchte, dass mir die Dramatik in der Problematik :glotz: nicht ganz so gravierend erscheint.
Ich kenne PRT (so einer gehört bei mir zur Familie) und JRT, und zwar sowohl niederläufige nach australischem Standard als auch kleine, zarte, eher quadtratisch gebaute Mini-PRTs.
Und dann gibt's eben öfter mal Hunde mehr oder weniger geheimnisvoller Herkunft zu sehen, die Reiterjackis genannt werden und offensichtlich von allen kleineren Hunderassen am ehesten einem JRT zuzuordnen sind, ohne allzu genau dem Rassestandard zu entsprechen.
Die einen sind die Produkte (hoffentlich) sorgfältiger züchterischer Bemühungen und kosten dementsprechend viel, die anderen sind ein Produkt von Mutter Natur und kosten nichts oder sehr wenig.
Hunde mit Charakter sind diese wie jene und lieben kann man sie mit und ohne Zuchtpapier.
 
Stimmt grundsätzlich, vor allem, aus Sicht des Hundefreundes, besonders der letzte Satz....
Auch muss ich Dir beipflichten, dass es dem nichtzüchtenden Hundebesitzer (vielfach, wenn auch nicht durchgängig) egal ist oder sein könnte, was es jetzt mit der von mir angesprochenen Nomenklatur auf sich hat - wichtig ist das "Endprodukt"...
Darauf aber gerade zielt eben mein Gedankenanstoß ab:
Jeder von uns findet (derzeit) "sein Heil" rund um die Bestimmungen jenes Zuchtverbandes/Clubs/Vereines, dem er sich sei es ursprünglich zufällig oder gezielt zugehörig fühlt (oder kraft lokaler Lage fühlen muss), damit unverweigerlich verbunden sind aber tendentiell verschiedene Ansätze für die Zucht unserer Rasse(n).
Ich will mir (und vielleicht anderen auch) damit nur einen Überblick darüber verschaffen, wie die breite Masse der Foristi zur Standard-Problematik steht.
Schönen Abend,
Gerhard ups. äh "ZEUS"...
 
Beziehst du dich eigentlich mehr aufs Exterieur oder auf die Wesensmerkmale?
Ich zB bin heilfroh, dass mein PRT aus "Familienhundezucht" nur eine sehr geringe Jagdpassion hat, die ich gut im Griff habe.
Aber für die ursprünglichen Zuchtziele ist diese (für einen Familienhund perfekte!) mangelhafte Passion wahrscheinlich ein bedeutend größerer Makel als Stehohren oder dergleichen Äußerlichkeiten.
Dem Foxterrier ist es seinerzeit ähnlich ergangen....
 
Hallo Zeus,
eine interessante Frage, um die man locker ein ganzes Buch füllen könnte!
Ich würde mal folgendermaßen ansetzen: Welchen Namen trägt die Rasse, ganz gleich in welcher (Namens-)Form? Und was waren die Ideale dieses Mannes; und nicht nur seine, sondern auch derjenigen, die diese Rasse nach seinem Tod bis zu ihrer Anerkennung erhalten haben?
Bis zur Anerkennung gab es nur EINEN Standard, der eigentlich alles enthielt, was für das eigentliche Zuchtziel, nämlich einen brauchbaren Bauhund für eine spezielle Aufgabe zu erhalten, wichtig war.
Die Notwendigkeit, diesen in gewissen Punkten zu ändern, ist mir bis heute schleierhaft, auf jeden Fall wurde bei der (umstrittenen) Rasseanerkennung nur ein Teil der Rasse berücksichtigt, nämlich der, der in das neue "Idealmaß" passte. Im Großen und Ganzen ist er eng an den älteren, aber nicht anerkannten, angelehnt.
Der Australische Standard ist wohl der Versuch, den "vergessenen" Teil der Rasse nachzuholen. Nicht berücksichtigt wurde dabei, dass es sich nie um getrennte Rassen oder Zuchtlinien handelte, und dass ein und derselbe Standard für ALLE Größen galt, d.h., die Kleineren sollten nie andere Proportionen haben, wie nun gefordert!

Um eine gute Arbeitsgröße bei leistungsfähiger Anatomie zu erhalten, wurde nie auf Dauer nur klein mit klein und groß mit groß verpaart, wozu man nun aber, durch die Trennung in zwei Rassen, gezwungen ist.

Ursprünglich war die Widerristhöhe gar nicht so sehr das "heilige" Maß, sondern vielmehr der Brustumfang, oder besser die Spannbarkeit und Form des Brustkorbes. Dies verlangen zwar ALLE drei Standards nach wie vor, in der Praxis wird aber deutlich weniger Wert darauf gelegt, zumindest bei den beiden "neuen". Insbesondere bei den "Parsons" gibt es nicht wenige Champions, die definitiv nicht mehr zu umspannen sind! Mit dem gleichen Problem kämpft man auch in Australien bei den Niederläufern, obwohl diese doch klein genug sein sollten.(?)

Aber um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Vorrangiges Zuchtziel des "Namensgebers" und aller ernsthaften Züchter nach ihm war die Arbeitsfähigkeit der Rasse! Und zwar die im Bau; nicht als Schutz-, Schlitten-, Hüte- oder sonstiger Arbeitshund. Für andere (auch jagdliche) Aufgaben gab und gibt es andere Rassen. So, und nun kann sich DEINE eingangs gestellte Frage eigentlich jeder selbst beantworten, der sich vor Augen hält, welche Merkmale den Terriermännern wohl wichtig waren.
Eine bestimmte Verteilung der Abzeichen? Eine millimetergenaue Widerristhöhe? Ein gestrecktes Gebäude? Ein süüüßes Gesicht? Die Länge der Rute?...???...

Und welche Kriterien sind heute wichtig - die vom Standard geforderten sowie zusätzliche, bestimmten Trends unteliegende???

So, ich hoffe das ist jetzt wertfrei genug, dies sollen nur mal ein paar Denkanstöße sein; die Antworten darauf kann jeder für sich selbst finden. Und damit auch sein persöniches Ideal. Aber nicht vergessen: in erster Linie geht es doch wohl um die Ideale des Mannes, dessen Namen die Rasse, gleich in welcher "Version", trägt!

Antje
 
hallo antje!
du sprichst mir voll und ganz aus der seele - genau um eine derartige sichtung zu bekommen und genau um derartige argumente, wertfrei (und noch dazu schön formuliert ) zu erhalten, hab´ ich meinen ersten denkanstoß reingepostet.
danke dir,
gerhard
 
Hallo ihr,
auch ich schließe mich wieder Antjes Meinung an.
Sie hat alles gesagt, was zu sagen ist.
Viele Grüße, Karsten.
 
Zurück
Oben