Grundätzliche Frage zum Jagdtrieb der Parsons

Andi

Foristi
Ihr Lieben

Wir wohnen in einer Gemeinde am Zürisee und haben hier um uns herum tonnenweise wunderschönste Wander- und Spazierwege, Wald, Bäche und so weiter und so fort. Ein Paradies für Mensch und Hund.

Nun ist es doch so, dass Parsons Jagdhunde sind. Ich habe vieles darüber (auch hier im Forum) gelesen nach dem Motto, dass man diesen Jagtrieb nicht wegerziehen kann wie ebensowenig einem Vogel das Fliegen. Das hab ich soweit kapiert. Trotzdem würde ich unsern Rudi (jetzt 8 Monate), der eigentlich schon recht gut gehorcht, auf diesen schönen Waldwanderwegen auch mal von der Leine lassen. Mein Problem ist nur: Ich h abe einfach grosse ANGST dass er, sobald er was wittert (Fägrte, Fuchs oder ähnliches) einfach instiktiv abhaut. Auf Nimmerwiedersehen. Auch bei den schönsten Wanderwegen kommt irgendwo mal dann eine Strasse auf der Autos fahren. Oder er verirrt sich. Oder verletzt sich ... oder oder ... Oder er fängt den Fuchs tatsächlich und hat (wie uns der Hundetrainer erklärte) dann sogar ein Erfolgserebnis, was ihn künftig noch anspornen wird, Fährten zu folgen.

Auf der anderen Seite wäre es ja auch ein Hundeleben, nur an der Leine zu laufen, dass will ich Rudi auch nicht zumuten.

Wie geht ihr mit dieser Angst um? Und wie kann ich diese Angst überwinden? Im Moment bin ich auf der Stufe "Lieber ein lebendiger Hund an der Leine, als ein toter Hund ohne Leine". Aber das kanns ja auch nicht sein ...

Danke für eure erhellenden Kommentare

Liebe Grüsse Andi und Rudi
 
Plauderecke

Und solche Threads wie "ob man den rasenden Terrier inzwischen schon gestoppt hat" in der Plauderecke hier, lassen meine Angst auch nicht kleiner werden.
Ich lieb den kleinen Racker abgöttisch und will halt kein Risiko eingehen ...
[h=1][/h]
 
Da haben wir mit der Liebe zur Rasse etwas gemeinsam…;-)

Ich kann dir versichern, dass auch ich seinerzeit an meine Grenzen gestoßen bin. Mehr als einmal bin ich frustriert nach Hause gekommen. Ich glaube, diese Erfahrung teilen alle Terrierbesitzer. Ich habe mich sogar vertrauensvoll in die Hände von terriererfahrenen Trainern begeben, weil ich mit meinem Latein am Ende war. Ich glaube, ich hab damals (auch aus Verzweiflung) alles falsch gemacht. Aber diese Trainer haben mir geholfen. Klar, umsetzen muss man selber. Oft muss der Hundehalter erst mal an sich arbeiten, dann geht es auch auf den Hund über. Terrier sind speziell und müssen etwas anders gehändelt werden als andere Rassen. Das über das Internet rüberzubringen, ist schier unmöglich. Man muss das Zusammenspiel von Hund und Halter sehen, das Wesen des Hundes beurteilen und das Beste herausholen.

Du musst wissen, dass unsere Terrier als jagende Einzelkämpfer genetisch geprägt sind. Auf der Baujagd müssen sie ihr Ding alleine machen und mit komplexen Situationen fertig werden. Das sitzt in diesen harten Burschen drin. Die brauchen niemanden, wie nur sich selbst. Sie machen nichts dir zu liebe, sondern nur wenn es sich für sie selber rechnet und etwas dabei herausspringt. Beute, Spiel, viel Lob. Wenn du das verinnerlichst, kannst du*vielleicht mit diversen Eigenarten und einem Sturschädel besser umgehen. Du musst nur immer mit längerem Atem Oberwasser behalten, daher ist eine besonders konsequente Erziehung wichtig. Diese Rasse ist sehr schlau und versucht ständig, dich mit Charme über den Tisch zu ziehen. Mit der Zeit wirst du auch erkennen, ob der Bub dich nicht versteht oder ober er dich versteht und nur keinen Bock hat.

Mit der Angst muss man lernen umzugehen. Aber es wird besser wenn er älter wird, glaub mir. Du hast im Moment einen sehr triebhaften Jungspund, dem die Welt gehört. Ich schätze ihn sehr beuteorientiert ein. Mach nicht den Fehler, das tönende Nebelhorn zu sein und unentwegt zu rufen. 2 x reicht. Gib klare Kommandos und sag nicht nur seinen Namen. Viele wollen, dass der Hund kommt und rufen dann nur den Namen: wie er heißt, weiß er, aber er weiß nicht, was der Halter von ihm will. Folge: Ignoranz. Daher klare Ansagen machen.

Wichtig: Der Floh muss auf DICH achten, nicht DU auf ihn (klar, aus dem Augenwinkel schon). Versteck dich hie und da mal kommentarlos wenn er nicht auf dich achtet. Wenn du weg bist, bist du weg. Er wird dich suchen, auch wenns dauert. Mach nicht den Fehler, ihm hinterher zu laufen, du hast eh keine Chance. Dreh dich kommentarlos um und lauf*schnellen Schrittes weg, rennen ist noch besser. In aller Regel zieht das Rennen ihn mit. Mir hat oft zum Zurückblicken ein Handspiegel geholfen und Sicherheit gegeben. Setzt er dir dann nach: HEYY!! FEIINER!! Freu dich überschwänglich, hohe Stimme, Spielie raus und zergeln. Bei dir ists immer schön und es geht immer was ab.

In Spaziergänge kannst du immer mal wieder Spielsequenzen einbauen. Das Spielie bleibt vorerst aber in deinem Besitz.

Auch Schweigespaziergänge sind oft heilsam. Deine Kommandos werden dann besser wahrgenommen. Viele Halter müllen ihre Hunde verbal zu. Das stumpft ab.

Und: laste ihn aus. Mit Suchspielen, Zergeln, Animation. Ein Zuviel gibt es nicht. Action ist für einen triebigen Hund oft besser als Leckerlie-Jackpot. DU beginnst, DU beendest wenn die Motivation am höchsten ist. Wenn er weiß, dass du ihm was zu bieten hast, wird er auch eher auf dich achten. Biedere dich dem Hund NIE an! Umgekehrt wird ein Schuh draus.

Und jetzt kommts: RISKIER den Freilauf in ablenkungsfreier Umgebung, am besten über Felder und Wiesen und wende obige Tipps an. Du wirst sehen, es klappt. Vertrau ihm. Er vertraut dir auch.

Wenn du einen Bekannten mit folgsamem*Hund hast, lauft gemeinsam im Freilauf. Wo der andere Hund ist, wird sich deiner auch aufhalten. Das verschafft dir mehr Sicherheit. Mit jedem Mal, wo es geklappt hat, steigt dein Vertrauen.

Ich weiß, das alles ist einfach gesagt und mühsam umgesetzt. Aber längerfristig wird das fruchten und DU bist für deinen Buben der Nabel der Welt. Ich spreche aus Erfahrung. :bigsmile:
 
@Tobi

Ich gebe Dir in allem 100 % Recht.

Konsequenz ist das A und O. Man kann nur versuchen den Jagdtrieb zu kanalisieren oder umzuleiten, so wie Regina das beschrieben hat.

Bei uns hat das nach 3 Jahren fast geklappt, nur beim Fuchs hatte ich schlechte Karten. Die Russells sind Sicht- und Spurjäger, das macht die Sache für uns Menschen schwieriger. Das Wild vorm Hund sehen ist Übungssache, aber den Fuchs riechen, da hat der Mensch einfach keine Chance.

Max durfte zu 90 % frei laufen, da das Abrufen bei uns super geklappt hat mit viel Übung und Geduld, aber im Wald hatte ich keine Chance. Aus diesem Grund bin ich a) wegen der vielen Zecken im Wald und b) wegen der für mich schlechten Sicherverhältnisse selten im Wald unterwegs gewesen und wenn dann nur angeleint.

Wenn ich eines in 15 Terrierjahren gelernt habe, dann ist es: einen Terrier zu erziehen ist harte Arbeit, aber wenn man es geschafft hat, dann hat man den tollsten Hund der Welt.:herz:
 
Tobi

danke für die ausführliche und einleuchtende Antwort.
Mit der Angst um ihn ist das halt so eine Sache ... kann mann nicht einfach abschalten.
Aber ich geb mein bestes :)
 
Andi, das mit der Angst kann ich nachvollziehen. Geh mit der Schleppleine, das gibt ihm und Dir Sicherheit.

Ich habe ja seit einiger Zeit die kleine verrückte Rumänin. Der Gehorsam ist schon super, sie hat sich prächtig entwickelt, aber im Freilauf bringt sie mich an den Rand des Wahnsinns. Sie rennt wie eine Irre in der Gegend rum, für mich völlig unkontrolliert:verwirrt22:, aber wenn ich "Lilly HIER" rufe, kommt sie sofort angerannt und freut sich ein Loch in den Bauch, da sie einfach nur gefallen will.

Ich bin jedes Mal froh, wenn wir den Freilauf heil überstanden haben, obwohl ich in einer verkehrsarmen Gegend laufe. Ich hoffe, sie wird ruhiger, so dass es dann besser wird.
 
Ich kann meinen Vorschreiberinnen nur Recht geben. Solche Tipps wie von Tobi hätte ich mir seinerzeit gewünscht :(

Den Gedanken das du es deinem Hund nicht zumuten kannst ihn nur an der Leine zu führen solltest du allerdings ganz schnell ad Akta legen.

Da John-Boy es überhaupt nicht mag wenn unbekannte Hunde auf ihn zulaufen, ihn ansehen oder atmen habe ich ihn seit 10 Jahren zu 90% an der Leine. Ich wohne in der Stadt und laufe dort auch sehr viel weil es mein persönlicher Albtraum ist das ich mit ihm in Wald und Feld unterwegs bin, es kommt ein Hund, John-Boy pöbelt und er wird von dem Hund so schwer verletzt und ich es nicht schaffe ihn zu einem Arzt zu bringen und er sterben würde ... siehst du, so hat jeder seine Ängste.
Wir kommen gut damit klar und wenn wir wo unterwegs sind wo ich das Gelände überblicken kann dann läuft er auch frei.
Der Gedanke das du den Hund damit einschränkst ist menschlich. Mach dich davon frei :)

Ach ja, und eine Schleppleine ist toll. Heutzutage bekommst du ganz dünne Biothaneleinen zu kaufen die dir und deinem Zwerg helfen wird :)

Lieben Gruß Heike
 
:lachen:
Nur Mut, das wird schon! Nicht von heut auf morgen, aber ganz sicher. *schwör*
 
Ich kann mich da anschliessen!!
Tobis Ratschläge sind einfach goldrichtig:haemisch2:.
Fox kam ja erst mit knapp 6Monaten zu uns und in seiner Welpenzeit hat er nicht wirklich viel Brauchbares fürs Hundeleben mit Mensch und Hund gelernt.
So hatte er unter Anderem keine Ahnung, dass man sich (oder wie man sich) andern Hunden gegenüber auch mal unterwerfen kann. Für ihn gabs bei "grösseleien" von andern Hunden nur eins: bevor ich aufgeb, geb ich alles und wehr mich bis zum Letzten! War echt nicht witzig!! Auch auf Spaziergängen musste ich anfangs einsehen, dass der sonst gut gehorchende Fox alles andere weit interessanter fand, als Frauchen, oder deren Bemühungen was mit ihm an zu stellen! Spurensuche nach Katzen, Hasen, Füchsen ja sogar Schafen waren weitaus interessanter und durch keinerlei Spielis oder noch so feine Leckereien zu toppen! Da half nicht mal zwei Tage nix zu Fressen kriegen und wenn, dann nur aus dem Futterbeutel von Frauchen:kopfschütteln:. Ich war oft den Tränen nahe und dachte mir auch, es kann doch nicht sein, dass ich den armen Hund nun immer an der Leine behalten muss!! Aber: Zeit und Geduld haben geholfen!! Und .. die vielen guten Tipps und Ermuntrungen die ich hier im Forum erhielt!
Auch mitLeine oder Schleppleine ist Spielen, Üben, Leckerlisuche und dergleichen mehr möglich! Tja, heut kann ich sagen: Mein Terrier hat mir ne Menge beigebracht!! Ich seh Wild und Katzen etc. früher als meine Spazierbegleitungen (was du nicht alles siehst) , ich rieche den Fuchs, wenn er in der Nähe seine Bauten hat, weis wo sich die Dachsbauten befinden.... und ich hab gelernt nicht auf jeden ichwickledichumdenFingerblick reinzufallen:lachen:! Ich glaub, ein Terriermensch bleibt Hirnmässig auf jeden Fall länger fit als beispielsweise ein Labbimensch:bigsmile:.
Auch heut muss Fox manchmal laange an der Leine bleiben. zum Beispiel gibts keine Waldspaziergänge ohne Leine, auch nicht am Waldrand!! Aber das macht ihm nix aus! Mäusebuddeln kann man an der Leine, da kann Fraule auch gleich besser aufpassen, dass die Maus nicht durch ein nahe gelegenes Löchle abhauen kann:haemisch2:, wir spielen Leckerlisuche mit Bleib und guck mich erst noch mal an,( ist für Fox voll doof, denn dann hat er ja das Leckerli respektive den Landeplatz desselben aus den Augen verloren und muss echt suchen) rumblödeln geht auch an der Schlepp und ... artig sein, sitz ein Auto oder Radler kommt und auch bei Fuss laufen strengt echt an! Wenn danach auch noch ein Platz gefunden wird, wo dann doch noch ein rumtoben ohne Leine möglich ist , um so besser! Aber nicht vergessen: Das Wiederanleinen sollte immer mit was Gutem verbunden sein, sont lernt er schnell: "ey da ist doch die Leine parat, ich soll wieder an die Strippe? Nöööö" und weg ist Herr Terrier!!
Du machst das schon! Und wie Tobi echt gut geschrieben hat: Vertrau deinem Terrier! Er vertraut dir auch! (Ist sehr leicht gesagt und noch leichter geschrieben, dafür oft schwer um zu setzen aber es hilft!) Terrier können nämlich auch Gedanken lesen:nicken::lachen:
 
Hallo Andi!

Schöön noch jemand aus der Schweiz und dann noch in der Gegend. :)
Wir sind aus dem Zürcher Oberland...

Ich hatte dieses "Problem" bis dato noch nicht. Sirius wird im April 2 Jahre alt und läuft seit ich ihn als Welpe geholt habe ohne Leine.
Wir haben ihn von Anfang an als Welpe frei laufen lassen, auch im Wald. Uns immer mal wieder hinter einem Baum versteckt oder umgedreht und in die andere Richtung gelaufen, so dass er uns bzw. mich suchen musste.
Weiter haben wir ihn grundsätzlich immer korrigiert wenn er im Wald vom Weg ab wollte. Also alleine in den Wald hinein gabs und gibt's nicht. Er darf, wenn ich mit ihm durch den Wald laufe. Ansonsten kann er auf dem Waldweg frei rum toben wie er mag.

Er achtet beim Spazieren sehr auf mich. Auch wenn er mittlerweile sehr weit voraus läuft, so dreht er immer mal wieder um oder bleibt stehen um zu sehen wo ich bin. Und ich denke das ist auch den "Versteckspielen" die wir damals gemacht haben zu verdanken. Machen wir übrigens immer noch ab und an. :)

Kann mich also den anderen anschliessen mit dem was sie empfohlen haben.

Wir sind letztens sogar auf Rehe gestossen, die waren vielleicht so 3-4 Meter von uns entfernt... und er blieb brav frei bei mir! Wichtig evtl. auch für dich wenn du Rehe o. Ä. siehst, verhalte dich ganz normal! Verfalle nicht in Panik. Einfach so tun als wär nix, Hund ggf abrufen und anleinen, oder umdrehen und in die andere Richtung gehen. Das hat mir eine Freundin empfohlen und es hat mir sehr geholfen. :)
 
Ich hab jetzt nicht alle Antworten gelesen, ich sag dir einfach mal, wie ich es gemacht habe, unbd immernoch mache.
Ich hatte 14,5 Jahre lang 2 Terriermädels, jetzt isses leider nur noch eins (plus den Border, aber den Klammer ich hier mal aus ;) ).
ich schreib jetzt nur aus der Sicht mit den 2 Terriern, die tatsächlich zu 99% FREI liefen, und zwar immer und überall.
Ausser in der Stadt an Straßen, da muss das nicht sein.
Aber draussen in der Natur liefen sie immer frei. Und das nicht, weil sie mir egal waren *lach* wer liebt seine Hunde nicht abgöttisch?, sondern weil sie zuverlässig abrufbar waren/sind.
Meine Terrier zogen mit je 8 Wochen hier ein, im Abstand von 2 Jahren. Und beide liefen von Tag 1 frei. Wir haben von Tag 1 aber auch sehr viel Bindungsaufbau betrieben, und ich denke das ist das A und O bei freilaufenden Hunden. Bindung, Bindung und nochmal Bindung. ICH musste wichtiger sein als der Rest der Welt. Und wenn man das schafft, hat man schon viel erreicht. Natürlich hatte, besonders Fly, interesse am Wild, grade in jüngeren Jahren. Aber sie war halt ansprechbar, so das ich ein durchstarten verhindern konnte.

Es gab in den ganzen (mittlerweile fast 16 Jahren Terrierhaltung) genau EINMAL die Situation, das meine Hunde, bzw nur Fly, nicht abrufbar war, und das war wirklich eine Hardcoresituation, die Geschichte hab ich irgendwann auch mal hier im Forum geschrieben, ist schon viele Jahre her, damals war Fly ca 1 Minute ausser Sicht, einer riesigen Rotte Wildschweine hinterher, bzw lief sie nebenher.
Ansonsten gabs niemals Zwischenfälle dieser Art, und das lag nicht daran das es hier kein Wild geben würde, das gibts reichlich und genug.
Und auch meine geliebte Kiri war ein Hund, die fremde Hunde nicht brauchte.
Aber dadurch das sie wirklich sehr gut erzogen und abrufbar war UND von sich aus niemals zu einem Hund hin ist, war das nie ein Problem, und sie konnte so genauso problemlos immer und überall freilaufen.

Ich vertrete aber die Meinung, das ein Hund sich den Freilauf verdienen muss. Ich würde also keinen Hund ableinen, der nicht zuverlässig abrufbar ist. Das kann man ja schon etwas einschätzen, oder mit dünnen Schleppleinen testen. Das ist für mich vorraussetzung. Man muss seinen Hund lesen und einschätzen können.
Ich hab ja so eine leichte Leinenallergie, und ich würde mit einem Hund den ich dauerhaft an der Leine führen muss absolut nicht glücklich werden. Schon deshalb habe ich da wirklich von anfang schon entsprechende Übungen und Regeln eingebaut.
Natürlich ist das am Anfang mühseelig z.B. gabs die Regel das sie einen bestimmten Radius um mich rum nicht überschreiten dürfen, dieser Radius wurde natürlich mit der Zeit vergrößert, je zuverlässiger sie wurden. Aber die Arbeit hat sich in unserem Fall gelohnt, denn ich hatte wirklich jahrelang sehr entspannende Spaziergänge mit meinen Terriern, ohne das ich ständig und permanent die Umgebung scannen musste, weil ich mich einfach auf die Beiden blind verlassen konnte.

Aber ich habe auch sehr oft gesagt bekommen (meistens natürlich von Terrierhaltern die Ihre Hunde eben nicht freilaufen lassen können) das es einfach nur Glück war und meine Hunde keine richtigen Terrier wären. ;)

In loving memory an meine geliebte Kirimaus...
picture-0127.jpg




Ich hatte früher übrigens zeitgleich mit den Hunden zahlreiche Nager und auch Wellensittiche.
Selbst das war hier nie ein Problem, Kira fand alle super, und Fly suchte Ihr heil meistens in der Flucht, wenn die Tierchen zu Ihr kamen.
bg3tjtkrhj7nlcsip.jpg


bg3vmw49mwvesuich.jpg


Selbst die Wellensittiche hatten absolute Narrenfreiheit...
IMG_20140328_163751.jpg
 
Was für ein Süßer! *schmelz*

So, noch was: wie Melli schon geschrieben hat: Bindungsspiele!
Balli werfen ist eher kontraproduktiv, solange der Knabe seinen Freiheitsdrang ausleben will. Man belohnt den Hund dabei fürs Weglaufen und Beutefangen. In eurem Stadium sind Zergelspiele und maßvolle Kämpfe nah bei dir besser. Abbrechen mit "Pause" bedeutet nicht das Ende, bei "fertig" ist Schluss. Ein "Hopp lauf!" oder "frei" löst auf.
Und glaub nicht, dass der Bub das mit der Zeit nicht versteht. Ich hab diese Begriffe immer und überall (auch zu Hause) angewandt und mir selber so verinnerlicht, dass ich sogar auch bei Bekannten oft in die Hundesprache verfallen bin :lachen:

Mir gings wie Melli. Tobi war so gut wie nie angeleint, ausser in Wohnbereichen oder an der Strasse - und bei anderen Rüden (meiner war in jungen Jahren auch ein schrecklicher Säbelrassler :wütend22:). Die Leinentüddelei war mir zu blöd. Aber ich hab ihn auch vom Welpenalter an frei gelassen, da ist der Folgetrieb am höchsten.
1x ging er einem Reh nach (hat er eh nicht erwischt) und kam nach 5 Minuten zurück. Und ICH musste mich über seine Rückkehr freuen, obwohl ich innerlich kochte....:kopfkratz:
Und einmal verfolgte er die Spur einer läufigen Hündin. Weg war er, taub und blind für alles andere. Mann!! Den hätt ich nie gefunden. Ich bin dann kochend vor Wut heim gegangen. Mein damaliger Mann hats nach einer Stunde nicht mehr ausgehalten und hat ihn geholt. Er saß mit hängender Zunge exakt an der Stelle, wo er mir ab ist und freute sich ein zweites Loch in den Popo. Das war heilsam. Sowas geht natürlich nur in verkehrsfreiem Gelände ohne Straße.

Wie du siehst, hatten wir alle unsere Mühe. Als ich vor 100 Jahren hier im Forum eingestiegen bin, habe ich auch etliche Verzweiflungspostings hinterlassen (ja, ich war auch bei Claudia/Amber in Freiburg zum Terriertraining) :lachen:
Später hab ich Trainerlehrgänge besucht, enorm viel gelesen (gutes und schlechtes), einige Jahre Welpen-/Junghundgruppen mit verschiedenen Rassen gehabt, aber Terrier sind mir immer die liebsten gewesen. Einen solchen Sturschädel zu knacken und zu einem Team zusammenzuwachsen ist mühsam, stressig, nervenaufreibend , oft frustrierend, aber (im Nachhinein besehen ;-)) etwas wundervolles. Schon in 2 Jahren nach der 3. Pubertätsphase wirst lächelnd an deine Anfänge zurückdenken - sofern du durchhältst. Dann hast du einen tollen Wegbegleiter, einen Kobold mit Charme und gewitztem Verstand, der immer offen ist für Neues, aber dich liebt und an dir hängt wie eine Klette.

Du musst dir nur vor Augen halten: 1 Std. Gehorsam am Tag bringt 23 Std. Freiheit. Für beide Seiten. Ob mit oder ohne Schleppleine draussen beim Gassi oder im Wohnbereich zu Hause.
Kein Hund nimmt nachvollziehbare (!) Konsequenz und auch mal härteres Anpacken übel, im Gegenteil. Du bist somit verlässlich und man kann sich an dich "anlehnen". Hunde denken im Ist und Jetzt und nur in Schwarz und Weiss, haben keine Grauzonen. Je bestimmter du auftrittst, desto besser. Anschliessend ist er wieder dein Feiner. Nie nachtragend sein, auch wenns schwer fällt.

Du darsft hier ruhig dein Leid klagen, das erleichtert. Alle wissen, wovon du redest ;-)
 
Den Jagtrieb haben sie natürlich alle, das ist klar. Zusätzlich zu den Bindungsspielen belohne ich z.B. von Klein auf JEDEN Blickkontakt, den mir der Hund von sich aus gibt mit über den Boden gerollten sehr guten Leckerli. Dadurch bekomme ich in der Regel Hunde, die keinen so großen Radius von mir weg haben, weil sie gelernt haben, sich an mir zu orientieren. Zusätzlich belohne ich Anzeigen - und das beginnt gar nicht beim Wild. Wenn die Junghunde etwa vier Monate alt sind, fangen sie meistens an, Dinge anzuzeigen. In der Regel sind das Sachen, die ihnen aufgrund ihrer mentalen Entwicklung auf einmal unheimlich sind. Sie erstarren dann oder heben auch zusätzlich die Vorderpfote oder wuffen noch zusätzlich. In dem Moment sage ich entweder Brav gezeigt oder Danke und das besonders gute Leckerli fliegt direkt vor ihre Füße. Ist der Kopf erst mal unten, ist der Kontakt zu dem Reiz unterbrochen und das brauche ich auch später beim Anzeigen von Wild oder Anzeigen von Fährten. Wenn diese beiden Sachen gut sitzen, plus den Rückruf und ein Stopp-Signal für Anhalten aus der Bewegung habe ich schon sehr, sehr gute Karten den Jagdtrieb kontrollieren zu können. Ich laufe zum Beispiel morgens einmal mit neun und einmal mit sechs Hunden frei (ok, einer davon ist kein Terrier) und die sind zu 95% abrufbar von allem und entfernen sich nicht weiter als maximal 20m von mir. Und wenn einer das nicht oder noch nicht beherrscht, benutze ich die Schleppleine; entgegen ihrem Namen ist die dann aber mit der Handschlaufe in meiner Hand, denn die Fehler, die vermieden werden können helfen dabei, dass erst gar kein Verhalten etabliert wird, das ich nicht möchte.
 
Daaanke!! :)

Danke euch allen für die vielen guten Tittps und die Mühe, die ihr euch dabei gegeben habt.
Jetzt in den Wintertagen mache ich mit Rudi vor allem solche Bindungsspiele (ohne mindestens einen Schneegang am Tag zu vergessen).
Wenn dann der Frühling kommt, nehm ich mir mal das Problem frei laufen lassen ohne Angst vor ... bis dahin suche ich den Angst-Schalter :lachen:

Gruss vom Zürisee
Andi
 
Es scheint zweierlei Typen Russells zu geben, witzigerweise habe ich mit Tiny und Ruby beide Ausprägungen kennengelernt: solche mit Jagdtrieb und Entdeckerfreude und solche, die von sich aus brav bei ihrem Menschen bleiben und anscheinend gar nicht auf die Idee kommen, im Wald gäbe es außer Frauchen/Herrchen ein bemerkenswertes Lebewesen. - Ja, es gibt auch Russells ohne den Trieb, mit Beute heimzukehren. Sie dürften nicht in der Überzahl sein, aber einige Exemplare davon habe ich kennengelernt.

Für Typ Ruby reichen anfangs in der Welpenzeit Bindungsspiele, Leckerli, etwas Unterhaltung unterwegs und ein Üben/ Belohnen des Rückrufs - also das, was man eigentlich mit jedem jungen Hund macht, den man frei laufen lässt.

Für Typ Tiny war viel Arbeit nötig. Er lief sehr aufmerksam durch den Wald, orientierte sich sehr nach draußen und darüber, wer da sonst noch im Wald unterwegs war. Erkennbar an der tiefen Nase, mit der er Fährten in den Wald folgte oder der Vorsteh-Haltung, mit der er irgendwas im Wald kurz checkte, ehe er lospreschte.

Ich habe nie versucht, ihm diese Vergnügungen komplett zu verbieten, sondern mit ihm ein Abbruchsignal trainiert (bei ihm war es das Sitz).



Wichtig ist zu wissen, welcher Typ der eigene Hund ist. Jetzt im Schnee kann man sehr gut beobachten, für welche Spuren er sich interessiert, wenn er mit tiefer Nase läuft. Die anderer Hunde, oder die von Wildtieren? Wittert der Hund oft und ausgiebig in den Wald ider interessiert er sich nur für die Dinge am Wegesrand - also die Spuren und Hinterlassenschaften von anderen Hunden. Zieht er fallweise an der Leine Richtung seitwärts in die Büsche?

Wenn das alles nicht der Fall ist, würde ich dem Hund eine hauchdünne Schleppleine, die ihn nicht stört, geben und ihn sofort von der Leine lassen. Das Herrufen üben und mit Freude und Leckerli belohnen. Wenn das alles tadellos klappt, lass ihn laufen! Das Herrufen beaucht man unbedingt, wenn angeleinte Hunde Entgegenkommen. Dann leint man den eigenen Hund ebenfalls an.

Sollte der Hund sich als einer zu erkennen geben, der immer wieder das Abenteuer sucht und nicht sofort auf Zuruf umkehrt, stoppt man ihn durch schnelles Treten auf die Schleppleine. Dann ist tatsächlich ein ausführliches Training angesagt, bevor man ihn sorglos frei laufen lassen kann.
Bei Schnee ist alles leichter - sollte der Wuffel tatsächlich (trotz Schleppleine) ausbüxen, hinterlässt er auch für unsereins erkennbare Spuren.
Ich würde das nicht länger aufschieben. Je länger ein Hund an der Leine angehängt ist, desto ängstlicher wird man selbst - und wahrscheinlich wächst auch im Hund - auch, wenn er wenig Jagdtrieb hat, die Neugier, diese spannende Zone außerhalb der Leinenreichweite kennenzulernen.
 
:)

:cheer::cheer::cheer::cheer::cheer: Juuhuiii !!

Es funktioniert ...
bis vor Kurzem zug Rudi wie ein Besessener an seiner Leine. Auf euren Rat hab ichs mit einem Geschirr und einer Schleppleine versucht, und ... es geschah ein Wunder. Von einem Tag auf den anderen zieht er gar nicht mehr, kommt sofort zu mir, wenn ich "komm" rufe und hat ebenso Freude an der neu gewonnenen Freiheit wie ich. So macht Spazierengehen jetzt richtig Spass!

Und auch bezüglich der Steinplatte hat sich was getan: Ich habs ihm einfach zwei Tage lang mit bestimmter dunkler Stimme verboten, jetzt lässt er sie links (oder rechts) liegen ...

Und last but not least meine Angst vor dem Weglaufen: auf übersichtlichen Wanderwegen im Pfannenstiel lass ich ihn jetzt auch ohne Leine laufen. Ihr seht, ich arbeite an mir (und ihm), aber er folgt auch da gehorsam, wenn ich ihn rufe. Bis jetzt kam allerdings auch noch keine Fuchsfährte unter seine Nade, nur ein paar Mäuse :lachen:

Danke euch allen, vor allem den Schleppleinen- und Geschirr-Ratgebern.

Liebe Grüsse vom Zürisee
Andi und Rudi
 
Andi, die Freude die du jetzt hast, liegt auch daran, dass du dir von alten Hasen (Häsinnen :lachen:) etwas sagen ließest!:nicken:
Wir freuen uns mit dir!:huepf1:
 
Na, das ist ja super!! Respekt!

Hast du gut gemacht.
Druck erzeugt Gegendruck, Zug erzeugt Gegenzug. Das ist wie beim menschlichen Partner. Bindest du ihn zu sehr an dich, drängt er weg. Lässt du ihm aber Freiraum, kommt er gerne zurück :bigsmile:

Du wirst sehen, das wird immer besser und macht so vieel mehr Spaß. Der Hund gewinnt so viel mehr an Lebensqualität. Es kann schon sein, es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass er mal seiner Wege gehen will und stiften geht, aber er wird auch wieder zurückkommen. Eure Bindung stimmt folglich. DU bist ja der Dosenöffner, Futterlieferant, Beutebesitzer und der vertrauensvolle Aufpasser.
Denk mal an kleine Kinder, die am Spielen sind. Die vergessen alles um sich herum, sogar, dass sie aufs Klo müssen :lachen: (nein, ich muss nicht; ja, gleich - und schon ists zu spät). So geht es einem wißbegierigen Hund, der was in die Nase kriegt. Man muss nur deutlich und konsequent verlangen, dass er SOFORT kommt wenn man nach ihm ruft. Wenn du einmal nachgibst, hast du schon verloren. Ganz besonders in der Lernphase.

Top! Weiter so :klatsch22:
 
Zurück
Oben