Werden Rüden mit der Zeit "vernünftiger"?

Wie schwierig es mit Hund und Job sein kann, merken wir grade wieder, Regina. Ich fotografiere derzeit einige Hochhäuser in Wien. Das dauert Stunden. Auto muss in der Garage stehen. Das haben wir Ruby einmal für 2 Stunden zugemutet, aber länger geht echt nicht. Christophs Mutter, die beste Hundeersatzmama, lebt leider nicht mehr. Die Restfamilie ist zu weit weg und unsere Freunde sind auch nicht nah und keine Hundekenner. Nächsten Dienstag ist die arme Ruby-Maus wieder mal viele Stunden allein. Entspannt arbeitet es sich da nicht.
 
Conny, ich hatte auch manchmal viel Glück. Wegen Tiny hatte ich mich in einem Jägerforum angemeldet (eigentlich nur, um zu erfahren, wie „schussfreudig“ Jäger bei unangeleinten Hunden sind). Ich hatte zufällig das wohl netteste Forum dieser Art erwischt, wurde dirt sogar Mod und erhielt schließlich sogar eine Einladung zu einer Drückjagd im Hunsrück. Ich wollte Tiny und mir dieses Erlebnis gönnen und nahm an. Er war damals 2 Jahre alt und ich muss sagen: die Erfahrung hat mir unheimlich viel gebracht und mir sehr viel Sicherheit gegeben. Wir waren den ganzen Tag als Treiber querfeldein unterwegs. Nach winiger Zeit checkte Tiny, dass heute DER Tag ist, an dem er nach Lust und Laune stöbern und abhauen darf. Er zog immer weitere Kreise (ein paar Kilometer, wie ich am Abend von Jägern hörte, die am anderen Ende auf Ansitz waren und den weißen Terrier mit Stehohr aus Wien gesehen hatten. Aber das beste: obwohl ich mich ja immer weiter querfeldein durch den Wald bewegte, ging Tiny nicht verloren sondern fand mich immer wieder. Ungefähr alle 20 Minuten kam er nachsehen, wie es mir geht. Ohne diese tolle Gelegenheit häte ich das nicht für möglich gehalten. Ich war allein durch das Wissen, wie leicht er sich tut, wieder zu mir zu finden, ab da ungleich entspannter mit ihm unterwegs.
Auch meine Befürchtung, er könnte glauben in den Wiener Wäldern geht es jetzt weiter mit der freien Jagd, war unbegründet. Er hat sehr wohl bemerkt, dass das dort Ausnahmezustand war.

Jedenfalls sind unsere Hunde draußen absolut nicht verpeilt und ohne uns aufgeschmissen. :)
 
Und natürlich war Tiny selbst der absolute Glücksgriff. Ich habe inzwischen viele PRT kennengelernt, zu denen ich keinen so guten Draht haben könnte. Diese hochangespannten, nervösen, leicht erregbaren Typen, die offenbar immer auf der Suche nach etwas Jagdbarem oder einer Rauferei sind. Das sieht man schon am Blick - und irgendwie leben sie in ihrer eigenen Welt, zu der sie niemandem Zugang gewähren - höchstens einigen Auserwählten bis ins Vorzimmer zwecks Verabreichung von ein paar Streicheleinheiten.

Aber ich hätte nicht die Erfahrung gehabt, schon einem Welpen anzusehen, ob er dieser Typ ist. Das war unglaubliches Glück, dass er so ein wohldosierter und geradezu nobler Terrier war.
:verliebt2::herz:
 
Meine Rüden sind mit anderen fremden Rüden eigentlich wirklich sehr entspannt. Ich kenne aus dem Unterricht aber leider auch viele krasse Gegenstücke und glaube, dass das nicht immer so ist, dass man sagen kann der Mensch sei der Auslöser. Ich nehme meine Rüden auch mit zum Testen und erklären - bei jedem Hund geht das allerdings nicht, denn sie sollen ja auch keine schlechten Erfahrungen machen.
Klar ergibt menschliche Sorge und damit auch Körperhaltung astreine Verhaltensverstärker. Meine Erfahrung ist, dass es auch sehr viel Veranlagung ist. Und ja, man merkt an einem Welpen schon, ob der eine gechillter ist als der andere.

Es gibt sooo viele Faktoren, die auf die Entwicklung eines Hundes mit anderen Hunden einen Einfluss haben können, ob und welche Erfahrungen er mit anderen Hunden gemacht hat, ob die ihn generell respektieren oder ihn ständig herausfordern indem sie die Individualdistanz unterschreiten. Und wie wir alle wissen, ist die bei so einem Terrier groß. Jedenfalls dann, wenn er sie gerade gewahrt haben möchte.
Und ein entspannter Halter hat in der Regel fast immer einen entspannten Hund. Wenn ich meinem Hund in dieser Hinsicht vertraue, ist das ja keine Einbahnstraße. Vertrauen wird dann meistens auch gespiegelt, bzw. entsteht daraus, dass mein Hund weiß, notfalls regle ich Dinge für ihn, wenn er überfordert ist oder bedrängt wird.

Dann kommt es auch auf den Stresspegel darauf an, den der Hund generell hat. In dieser Hinsicht ist glaube ich noch sehr viel Aufklärung unter Hundemenschen nötig, damit die Menschen sehen lernen, was der Hund ihnen gerade so mitteilt. Es kommt manchmal auf die Wurfkonstellation drauf an, ob der Welpe durch einen Kaiserschnitt geboren wurde (später oft höherer Stresslevel oder weniger stresstolerant), ob die Mutter während der Trächtigkeit sehr viel Stress hatte, und, und, und. Für viele Hunde kann man das gar nicht beantworten und muss daher mit dem arbeiten, was man sieht. Selbst wenn man es beantworten könnte, würde das an der Art des Trainings trotzdem nichts ändern.
 
Mir wird von all meinem Familienmitglieder und sonstigen Menschen, die mich und Chico besser kennen,
mitgeteilt, dass wir uns immer mehr "Ähneln"
Stimmt, ohne euch persönlich zu kennen, kann ich mit Bestimmtheit sagen: ihr habt bereits die selbe Haarfarbe :lachen:
 
Selbst wenn man es beantworten könnte, würde das an der Art des Trainings trotzdem nichts ändern.
Dem stimme ich hunterprozentig zu.
Man darf nie aufgeben. Situationsbedingtes, entspanntes und für den Hund nachvollziehbares Handeln kann/muss man lernen und man sollte nicht in Selbstvorwürfen aufgehen. Hunde ticken anders als wir Menschen, wir können sie lesen lernen und uns mit Verstand und empathisch auf sie einlassen, was der Hund nicht kann. Der handelt situativ und instinktiv. Am besten schon in entspannten Situationen üben und nicht erst im stressbehafteten Konflikt. Stress blockiert.
Aufstehen, Krone richten, weitermachen.:klugsch:
 
hatte ich mich in einem Jägerforum angemeldet (eigentlich nur, um zu erfahren, wie „schussfreudig“ Jäger bei unangeleinten Hunden sind). Ich hatte zufällig das wohl netteste Forum dieser Art erwischt, wurde dirt sogar Mod und erhielt schließlich sogar eine Einladung zu einer Drückjagd im Hunsrück.
Echt? Das hab ich gar nicht mitbekommen.... hattest du das mal gepostet? Würde mich interessieren, welches Forum das war.

Ich war auch viel in einigen Jagdforen unterwegs und habe etliche Jagdbücher gelesen, weil ich mich sehr für die Passion unserer Terrier und für deren Ausbildung/Einsatz bei der Jagd interssiert habe. Auslöser waren u.a. die damals hier anwesenden Foristi, die ihre Hunde jagdlich geführt haben. Ganz gut erinnere ich mich noch an Richard, der immer sehr schöne Berichte geliefert hat.
 
und muss daher mit dem arbeiten, was man sieht. Selbst wenn man es beantworten könnte, würde das an der Art des Trainings trotzdem nichts ändern.
Genau den Satz habe ich auch von einer Hundetrainerin gehört 😁, die mir jetzt beim Begegnungstraining geholfen hat. Sonst wurde immer gefragt, warum macht er das, seit wann macht er das, bei welchen Hunden, wann hat es genau angefangen usw. Ich habe Stunden darüber gegrübelt ... Und von ihr kam ganz genau dein Satz.

Nach Jagdhundausbildung habe ich auch schon geguckt 😂, nicht um jagdlich zu führen, nur interessehalber.
 
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