Werden Rüden mit der Zeit "vernünftiger"?

Blencathra

Foristi
Teammitglied
Tiny hatte bis zum Alter von knapp 2 Jahren einige Zusammenstöße mit anderen PRT-Rüden, bei denen es Löcher gab. (Nie mit anderen Rassen)

Er zählte zwar nie zu den aggressiven "ich-muss-jeden-Fehdehandschuh-aufnehmen"-Typen, aber trotzdem ergab es sich nun mal so.


Inzwischen ist seit 1 1/2 Jahren Ruhe. Einerseits haben wir ja mit Hilfe einer Trainerin seinerzeit ein recht erfolgreiches Streitvermeidungs-Rumpelrüdenprogramm durchgezogen, andererseits habe ich auch dazugelernt und verhindere Konflikte im Keim: keine Rüdenbesuche im Haus, wenn sich zwei eh nicht grün sind, keine Spaziergänge mit Rüden, mit denen er nicht einwandfrei klarkommt, sofortiges Abbrechen und Weggehen in Situationen, wo Mr.T. den Eckzahn zeigt.


Er ist inzwischen dank sehr viel Hundekontakterfahrung zu einem tadellosen Streitvermeider geworden. Bei anderen Rassen (besonders großen, die schon von weitem stark nach Stunk aussehen) kann ich mich voll und ganz darauf verlassen, dass er selbständig jedem Ärger aus dem Weg geht und selbst am besten einschätzen kann, mit welchem Rüden er problemlos zurechtkommt und mit welchem nicht.

Lediglich bei anderen PRT-Rüden (und Foxterriern) bin ich mir nach wie vor nicht so sicher, wie weit ich mich einmischen soll - denn da kommt es bei unverhofften Begegnungen nach wie vor zu Drohgesten, sodass ich mich eben doch schleunigst einmische. Nicht bei allen. Mit den meisten, auch unkastrierten, PRT-Rüden kommt er problemlos klar, bei manchen weicht er sofort in weitem Bogen aus. Aber einige (wohl besonders jüngere) MÜSSEN anscheinend sofort die Muskeln spielen lassen und von diesen lässt er sich provozieren und fährt den Eckzahn aus.


Gestern haben wir nun einen Ziehbruder und -schwester getroffen (es fielen bei der Züchterin 2 Würfe innerhalb von 3 Tagen, die wie Geschwister zusammen aufwuchsen).
Zunächst provozierte der 3 Tage ältere Bruder O. und ließ ein bisserl nach Terrierart die Muskeln spielen, rannte Tiny gestelzt hinterher. Dieser wich aus, schnüffelte, zeigte aber den Eckzahn, wenn ihm der andere in meiner Nähe zu nah kam.

Dann kam es zu einem wilden lustigen Rennspiel, die Stimmung wurde aufgeheizt und dann (wie eigentlich schon erwartet) fand ein kurzer lauter und völlig unblutiger Schlagabtausch zwischen den Rüden statt, in dessen Schlusssequenz Tiny auf dem Ziehbruder O. eine Sekunde lang demonstrativ aufritt (was er ansonsten noch bei keinem anderen Rüden gemacht hat, soweit ich mich erinnere). Danach unterließ O.seine Provokationen und die 3 Russell tobten ab da friedlich herum.


Das gibt mir Anlass zu der Hoffnung, dass erwachsene, nicht streitsüchtige PRT-Rüden irgendwann lernen, wie man Konflikte und offene Fragen unblutig austragen bzw. klären kann.

Es sei denn, es hat sich hier um eine Ausnahme gehandelt, die Verhältnisse zwischen diesen beiden "verschwisterten" Rüden waren ohnehin relativ klar und bedurften nur einer letzten kleinen Demonstration.

Das ist für mich jetzt die Frage, denn andere Terrier sind das einzige, was mir bei freilaufenden Hundebegegnungen noch eine Spur Bauchweh machen.

Einerseits würde ich den Fähigkeiten des Mr.T., selbständig blutige Konflikte zu vermeiden, nur zu gern auch bei seinesgleichen vertrauen. Andererseits: wenn ich's darauf ankommen lasse, könnte es natürlich auch mal wieder ein Loch geben und das will ich natürlich auch nicht so gern.


Den echten Russell-Raufhanseln scheint er ja tatsächlich selbständig auszuweichen und da, wo er sich anscheinend deutlich überlegen fühlt, kann er das (wie sich gestern zeigte, als ich es drauf ankommen ließ) offenbar unblutig klären (IMMER - oder nur bei diesem speziellen Hund ?*kopfkratz* ). Leider fehlt ihm offenbar die Souveränität, seine Überlegenheit ganz ohne Lärm zu demonstrieren.

Offen ist die Frage, wie es wohl ausgeht, wenn ein streitlustiger Jungrüde des Weges kommt oder einer, der meint, gleich stark zu sein. Checkt ein konfliktvermeidender Rüde das nun oder nicht?
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Wie ist denn diesbezüglich Eure Erfahrung, und zwar mit hundekontakterfahrenen und an sich konfliktvermeidenden erwachsenen PRT-Rüden? Holen sich die im "reiferen Alter" ab 3 trotzdem noch ab und zu blutige Nasen, oder hat diese Phase nach der Rumpelrüdenzeit mal ein Ende?

Der Weg, mich nicht mehr einzumischen, hat sich bislang als der goldrichtige erwiesen - Tiny ist in Sachen Hundekommunikation nun mal der kompetentere Hund von uns beiden :lach: Auch gestern hat sich meine letztliche Nichteinmischung als gut erwiesen.

Ich suche nach einem künftigen Weg: eingemischt habe ich mich in den letzten 1 1/2 Jahren NUR noch bei anderen PRT und ich frage mich, ob es nicht auch hier sinnvoller wäre, es nicht zu tun und dem Hund zu vertrauen.
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Rüsselltiere veranstalten jedesmal einen Mordslärm, wenn sie ihre Machtkämpfe austragen. Das hört sich viel schlimmer an, als es ist. Du hast ja beobachtet, dass die beiden Ziehbrüder sich nach dem Schlagabtausch, als die Fronten geklärt waren, wieder vertragen haben.

Tiny hat also schon gelernt, wie er Konflikte auf Rüssellart unblutig klären kann. Aber ob der Gegner das jeweils auch kann? Es wird nie Sicherheit geben. Im Zweifelsfall würde ich versuchen, ihn mit Gelassenheit aus einer heiklen Situation zu lotsen. So oft wird das hoffentlich nicht nötig sein. Seine Lieblings-Feinde kennt er anscheinend ja selbst schon gut genug, so dass er um die einen Bogen macht :D - er ist schon ziemlich vernünftig!
 
Mein Bedenken ist, dass ich durch meine Einmischung verhindern könnte, dass er bei seiner eigenen Rasse (und Foxterriern) zu ähnlich souveränen Umgangsformen findet wie bei allen anderen Rassen. Weil ich ihn eben nie wirklich Erfahrung in solchen Situationen machen lasse sondern ihn sofort wegrufe. Wahrscheinlich ist das ziemlich frustrierend für ihn und auf gut chinesisch ein ziemlicher Gesichtsverlust. ;)

Ließe ich ihn, könnte es ja sein, dass er schließlich zu einem Verhalten findet, das es ihm ermöglicht, seine Souveränität zB bei frechen jungen Rumpelrüden zu signalisieren, ohne dass er dabei laut werden muss. (DABEI wäre mir wohler)
Sonst klappt das ja auch, und es gibt ja beileibe sonst auch nicht nur verträgliche Rassen. Da weicht er aus oder es wird ihm ausgewichen, da kommt es nie zu Konflikten, noch dazu lautstark ausgetragenen. Und er zeigt auch 5 x schwereren Hunden bei Bedarf den Eckzahn woraufhin diese normalerweise abziehen.




Es kann ja sein, dass dem auch bei anderen PRT so wäre - aber seit der "Löcher-Phase" bin ich da lieber kein Risiko mehr eingegangen und habe energisch dafür gesorgt, dass Raum zwischen die Kontrahenten kam. Wie sich jetzt zufällig gezeigt hat (weil ich eben ausnahmsweise den Dingen ihren Lauf gelassen habe) , kann so etwas auch bei einem anderen PRT glimpflich ausgehen. Und ich frage mich, mit welcher Zuverlässigkeit wohl?


Ich habe, als Tiny noch in der Rüpelphase war, insofern die Weichen gestellt, als ich ihm klargemacht habe, dass ich keinen Streit und keine Rauferei will. DAS hat er eindeutig kapiert und richtet sich danach. Was die Detailarbeit - also vor allem das Abchecken und Einordnen von anderen Hunden betrifft - ist er ungleich kompetenter und ich habe immer wieder festgestellt, dass ich gut daran tue, ihm zu vertrauen und ihn machen zu lassen.
Bloß bei anderen Terriern habe ich dieses Vertrauen nicht wirklich.
Vielleicht ist das nur eine Barriere in meinem Kopf, weil dann eben jedesmal diese nicht erfreulichen Bilder auftauchen (es waren IMMER nur andere PRT). Vielleicht sind Russell diesbezüglich wirklich sehr speziell. Dieses einen Kontrahenten sehen, Bürste aufstellen, zum Stahlblock werden, herumstelzen und fixieren sieht man ja wirklich bevorzugt bei Russells und Foxeln (und Huskies) - vielleicht ist es ja innerhalb dieser Rasse wirklich besonders schwierig, auch für einen friedlichen Hund in Frieden durchzukommen.

Meine Hoffnung wäre eben, dass ich bloß die Entwicklung ein bißchen verschlafen habe und dieses häufige Anecken nach der Rüpelphase einfach verschwindet, so wie ja auch bei Menschens die Herren ab den Dreißigern ihren BMW nicht mehr gegen jeden Baum steuern.

Wäre ja möglich. :lach: Darum würde mich interessieren, wie diesbezüglich die Erfahrungen bei anderen sind.

Vielleicht hatten wir ja auch einfach nur Pech, damals in der Rüpelphase, und haben eben einige Male ungünstige Konstellationen erwischt. (Die Keilereien passierten IMMER bei gezielten gemeinsamen Russell-Spaziergängen, nie bei einfachen Treffen mit fremden Hunden)
Ich kenne zB einen Fall von Riesenrussell, der ein ausgesprochener Rassist ist, und sich NUR mit anderen Russells versteht, während andere Rassensehr gerne angemacht werden.
:glotz:
 
Die Formulierung "ohne Gesichtsverlust" hatte ich in meiner Antwort erst auch eingetippt, dann aber wieder gelöscht, weil ich dachte, sie wird vielleicht nicht verstanden :)
Ich kenne das bei Rüden: die wollen echt ihr Gesicht nicht verlieren. Sie können sich manchmal aber mit einem "ok, schade, ich würde ja raufen, aber du siehst, ich muss grade Frauchen gehorchen" aus der Affäre ziehen. Manchmal muss man sie aber gewähren lassen, weil ein zu schneller Rückzug vom Kontrahenden missverstanden wird.
Deine Situation ist schwierig. Du hast vollkommen Recht, dass die Hunde die Konflikte am besten und besser unter sich ausmachen. Aber aufgrund deiner schlechten Erfahrung ist es natürlich, dass du lieber vorsichtig bist. Vermutlich musst du immer wieder neu von Fall zu Fall entscheiden, ob du Tiny machen lässt oder ihn irgendwie aus der Situation nimmst.
 
muss meinen senf auch dazu geben:

ich habe timmy erst übernommen als dieser bereits 5 jahre alt war. seine vergangenheit kenne ich nicht bis ins detail, war aber sicher keine rosige...
jedenfalls hat er in der ersten woche mal einfach jeden blöd angeknurrt und hat auch sonst überall herumgepöbelt... an der leine wars ganz schlimm.
nach der eingewöhnung wurde es wesentlich besser und ich habe für "sichere" hunde gesucht mit denen ich das "kennenlernen" mit timmy üben konnte. mit rüden (vor allem kleineren und etwa gleich grossen) hatte er am meisten probleme. da wurde meist ohne vorwarnung einfach "zugeschlagen". bei grossen hunden hatten wir selten probleme.
nach langem schleppleinentraining sind wir heute so weit, dass timmy(wenn beide frei sind) zu jedem hund hin kann. an der leine gibt es nur schnüffelkontakt wenn sie sich bereits bekannt sind. wenn ich sehe dass er dann so komisch herumtrippelt spaziere ich einfach weiter... ich habe gemerkt dass ihm mein verhalten so irgendwie sicherheit gibt. er lässt den anderen dann einfach stehen und folgt mir... wenn ich dazwischen gehe habe ich meist selber ein ungutes gefühl dass es gleich wieder einen angriff geben könnte und so ist es dann auch... darum lasse ich sein. bei meinem hund ist oder war es warscheindlich die sicherheit die ihm fehlte bei mir. er glaubte wohl dass er mich von jedem anderen schützen muss...
ich denke aber auch dass es einfach zum charakter eines hundes (und vor allem bei einem terrier) gehört sich nicht einfach zu ergeben... :cool: sie sind ja in wahrbeit grösser als sie scheinen....
 
Wie ist denn diesbezüglich Eure Erfahrung, und zwar mit hundekontakterfahrenen und an sich konfliktvermeidenden erwachsenen PRT-Rüden? Holen sich die im "reiferen Alter" ab 3 trotzdem noch ab und zu blutige Nasen, oder hat diese Phase nach der Rumpelrüdenzeit mal ein Ende?

Ich denke, wir sprechen hier vom Zusammentreffen mit "intakten" Rüden.
Ich glaube, das endet nie.
Man muss unterscheiden zwischen Suveränität, Angstagression und Verteidigung. Auch spielt die Örtlichkeit, wo man sich befindet (Revierverhalten) eine große Rolle.

Meinem Rüdemann ist es im eigenen Revier (davon hat er mehrere, öftlich auch von einander getrennte) letztendlich egal, welcher Größe oder Rasse der andere angehört. Insbesondere Bearded Collies und Bobtails gehört seine spezielle Abneigung. Er hat sich ein Feindbild in den Kopf gesetzt, das nicht auszulöschen ist. Ich kann ihm ansehen, ob ihm ein entgegenkommender Hund liegt oder nicht, auch wenn der noch 20m entfernt ist. Und das ist IMMER ein Rüde. Und dann gibt's da noch die ganz speziellen "Freunde", die er kennt, bei denen er zur reißenden Bestie wird, sich aufpflanzt, herumstelzt und den Schwanz hisst nach dem Motto: Nur keinen Streit vermeiden!

Tobi MUSS das Gesicht verlieren, damit er Ruhe gibt und ich muss ihn unter meinen Gehorsam stellen. Alleine ist er überfordert. Lasse ich ihn gewähren, stachelt er sich selber derart hoch, dass er alles um sich herum vergisst. Maßregle ich ihn in dieser Situation, wird er mir gegenüber giftig. DAS dulde ich keinesfalls. Also baue ich rechtzeitig vor, indem ich ihm nicht zu viel Spielraum lasse.

Ich muss ihn in letzter Zeit häufig ins PLATZ legen, bis das andere Team an uns vorbeigelaufen ist (oft ist der andere auch ausgesprochen ruhig, desinteressiert oder gehorsam) und dulde dann auch kein "Boss-Bisi" und kein aufmüpfiges Umdrehen, wenn der andere vorüber ist. ICH übernehme die Aufsicht über die Situation und nicht er.

Positive Bestätigung beim Zusammentreffen mit anderen Rüden funzt nicht mehr, weil er mich ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr wahrnehmen will. Seit ich ihm definitiv sage, was er zu tun hat, ist es ein wenig besser geworden. Er muss seine Unsicherheit nicht mehr mit Agression übertünchen.
Soviel zum Hundetreff mit angeleintem Hund.

Ist Tobi abgeleint, verhält er sich, wie wäre es anders zu erwarten, ganz anders. Da merkt man ihm seine Unsicherheit viel besser an, als an der Leine. Gehe ich weiter und rufe ihn, folgt er mir in der Regel fast sofort. Setzt ihm der andere Hund nach, ist es ein Risiko, diesen in die Flucht zu schlagen, denn dann meint meiner, er müsse auch wieder mit den Säbeln rasseln.

Ließe ich ihn gewähren, wäre die Eskalation vorprogrammiert. Ab einem bestimmten Punkt, auch wenn ich weiter gegangen bin, meint er sich nur noch mit Zubeissen aus der Situation retten zu können.
Bei wirklich souveränen Rüden gibt er sofort klein bei, weil er selber unsicher ist. Von denen gibt's jedoch nicht wirklich viele.

Auf fremdem Terrain benimmt er sich wieder anders. Er ist führiger, toleranter und mir gegenüber aufmerksamer.

Also, 1 Hund, 1000 Variationen...



Hundetreffs sind in jedem Falle eine gefühlsmäßige Gratwanderung und bedürfen situationsangepassten Verhaltensweisen und Entscheidungen meinerseits. Wichtig ist in jedem Fall, dass ICH beim Hund bestimmt und eindeutig rüberkomme.
 
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ich habe gemerkt dass ihm mein verhalten so irgendwie sicherheit gibt. er lässt den anderen dann einfach stehen und folgt mir...
Das hab ich mir auch zur Angewohnheit gemacht und gute Erfahrungen damit erzielt. Ich beobachte Rudi und den andern Hund genau. Sind sie frieddlich, lass ich sie sich gegenseitig beschnuppern. Zeigt einer von ihnen den Eckzahn, gehe ich zügig weiter und fast immer folgt mir Rudi sofort. Oft habe ich sogar den Eindruck, er ist erleichtert. Weil ihm die Situation selbst mulmig war ...:nicken:
 
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:lachen: 15 Jahre! Die meisten Foren existieren gar nicht so lange. ;)
Aus heutiger Sicht weiß ich, dass die Löcher-Zeit mit diesem thread bereits vorbei war. Ich bin dann einfach nicht mehr mit anderen Terrierrüden im Rüpelalter spazieren gegangen. :)
 
Terrier sind keine Meutehunde sondern Einzelkämpfer, die das Heft in der Hand haben und den Kahn steuern wollen. Das ist rassetypisch für diesen Bauhund. Daher tun sie sich mit anderen Hunden oft nicht leicht.
Selber andere ausgiebig beschnüffeln, aber nicht unbedingt beschnüffelt werden und maulen, wenn andere das tun, was sie sich selber herausnehmen.
Oft ist es aber gar keine Aggression, sondern tatsächlich Unsicherheit, die man mit dicker Lippe und Muskelspielen übertüncht. Nur nicht die Butter vom Brot nehmen lassen...
Kann einem ganz schön den letzten Nerv töten.
 
Tiny war anders gestrickt als Tobi. Er hatte für einen Terrier nahezu unfassbar viel will-to-please - und nachdem er wusste, dass ich keine Raufereien will, hat er sich so gut es ging am Riemen gerissen. Er hat bei großen Hunden immer schon aus einiger Entfernung gewusst, bei wem man besser eine sehr weite Kurve macht und eventuell sogar an seinem Hintern schnüffeln lässt, ohne sofort erbost den Eckzahn zu zeigen. Und mit wem man entspannt eine Runde spielen oder schnüffeln kann. Mit Großen gab es daher keine Probleme, und viel kleinere Hunde hat er einfach nicht ernst genommen, wenn sie etwa keifend unter dem Tisch vorgeschossen kamen oder ihm ins Ohr brüllten. Nur die gleich großen Terrier machten uns manchmal Sorgen. :haemisch2:
Anscheinend erkannte er auch, wem man andeutungsweise an die Gurgel fahren kann, obwohl er vier mal so groß ist. :gewitter::drohen2::lachen:
Meist ist das passiert, wenn wir irgendwo gesessen sind und Tiny meinte, das ist jetzt UNSER Platz, von dem er zudringliche Hunde fernzuhalten hat. Er hat natürlich nicht wirklich gebissen, aber er ist knurrend hingerannt und hat ein Schnappen angedeutet. Die größten Hunde sind erschrocken zurückgewichen, wenn der kleine Knurrhahn daherkam. Andererseits haben auch unwirsche Hunde wohl ein Gefühl dafür, dass man nicht in fremde Picknick-Idyllen einbricht .... Und wenn ein wirklich unfreundlich aussehender Hund an der Leine daherkam, habe ich Tiny aufgefordert, dazubleiben. So hatte keiner einen Gesichtsverlust. :lachen:
Dass ich ihm so gut ich es eben schaffte lästige Hunde fernhielt, hat er, glaub ich, auch bemerkt.

Ich denke, Hunde, haben da schon den richtigen Instinkt dafür, was man sich bei wem erlauben kann, ohne dass es mit blutigen Nase endet.

Aber viele Terrier scheinen die blutigen Nasen gar nicht erwarten zu können. :devilish::haemisch2: Christophs bester Freund hat eine PRT-Dame, die ein gelinde gesagt sehr freies Leben führt. Sie schafft es, sogar die absolut friedliche und mit jedem Hund verträgliche Ruby anzufallen, die ihr eh schon so gut wie möglich aus dem Weg geht. Sie ist die Sorte scharfer Terrier, die lieber was Handfestes tut wie jagen, als ihre Zeit mit irgendwelchen anderen Hunden zu verschwenden. Zum stillen Ärger ihrer Halter gibt sie auch Ridgeback & Co Saures.:eek33::p
 
Tiny war anders gestrickt als Tobi.
Aber echt. Das hab ich schon zu ihren Lebzeiten gedacht.
Den Will-to-please hatte meiner auch, wenn für ihn was rausgesprungen ist (Futter, Spiel, Beute). Lob hat ihn auch, aber eher weniger interessiert. Ich musste schwer differenzieren zwischen den einzelnen Bestätigungen/Korrekturen. Was muss bei Action, was für Ruhe, was bei diffizilen Situationen eingesetzt werden? Das erforderte ein genaues Analysieren der jeweiligen Situation und Tagesverfassung des Hundes. Auch meine Tagesverfassung spielte eine Rolle. War ich in Hektik , unsicher oder weniger ausgeglichen, hab ich wohlweislich auf manche Aktivitäten verzichtet, um nicht falsch zu reagieren und habe dann Spaziergänge in absoluter Einsamkeit gesucht. Überhaupt war ich bedacht darauf, eher zu agieren als zu reagieren. Wichtig war mir immer der Augenkontakt und eine gute Bindung.
Alles wurde ab dem 9./10. Lebensjahr wesentlich entspannter. Er wurde seeehr anhänglich, der Will-to-please ausgeprägter, weniger eigenständig und total auf mich fixiert. Das Säbelrasseln war nicht mehr wichtig. Spielen, Kopfarbeit (Target-/Klickerarbeit, Dogdancing) waren schon immer seins. Die waren auch mir für die Teambildung wichtig und blieben bis kurz vor dem Gang über die Regenbogenbrücke seine liebsten Aktionen.
Er war nie auf "soziale Kontakte" aus, eher ein Einzelgänger mit viel Anspruch an seine Individualdistanz. Zwar interessiert an anderen, aber (mit Ausnahme von Hündinnen) weniger an intensiveren Kontakten interessiert. Die beschränkten sich auf ein wer-bist-denn du-Schnüffeln. Wer im gestreckten Schweinsgalopp auf ihn zugerast kam ohne im Vorfeld visuell abgecheckt werden zu können, hatte schon im Vorfeld keine allzu guten Karten.
Er hatte einen einzigen dicken Rüdenkumpel, den sehr schreckhaften, aber souveränen Retriever-Samojeden-Mix Jonas meiner Nachbarin, die den Hund im Alter von 6 Jahren aus dem Tierheim zu sich nahm. Die beiden waren "Arsch auf Eimer", die Defizite es einen fing der andere auf.
Jaja, der Bub.... sehr sensibel, sehr feinfühlig, hart im Nehmen und im Geben.
Ich glaube, irgendwie decken sich viele grundlegende Charaktereigenschaften eines Hundes mit denen ihres Besitzers. Schicksal oder anerzogen? Ich weiß es nicht. :grins:
 
Kann einem ganz schön den letzten Nerv töten.
auf jeden Fall :ja:
und hier laufen einige total gechillte und scheinbar allseits verträgliche Jack Russel herum, und es kommt mir manchmal so vor, als ob nur wir so einen Hektiker haben. Das würde mich wirklich mal interessieren, wieviel ist Veranlagung, wieviel haben wir anfangs selbst verbaselt...? Auch wenn uns das jetzt nicht weiterbringt, interessant wär's schon schon, wie es gewesen wäre, wenn ich von Anfang an mit dem Wissen von heute geübt hätte.
 
Ich hatte das wahnsinnige Glück, dass Tiny in einer sehr stressfreien Phase meines Lebens dazugestossen ist. Wir waren immer zusammen, haben fast täglich - nur er und ich - lange Waldmärsche gemacht (meist um die 12 km, manchmal auch viel mehr). In seinen jüngeren Jahren haben wir sehr oft irgendwelche Hundezonen besucht und daheim habe ich mit ihm seine heißgeliebten Suchspiele in allen Varianten gespielt. Zum Ärger meiner Familie war ich ziemlich bald der Nabel der Welt für ihn (und er für mich). Ein Mensch kann sagen, wenn was nicht passt, beim Hund muss man es durch Beobachtung merken. Tiny und ich - das hat sich angefühlt wie zwei Waldläufer auf Erkundungstour, die ab und zu in die Höhle heimkehren. So, wie wir unterwegs waren - er immer ohne Leine und meist auch ohne Halsband - mussten wir uns aufeinander unbedingt verlassen können. Ich denke, durch die tausenden Kilometer, die wir allein miteinander unterwegs waren, ist er in diesen Modus der absoluten Verlässlichkeit reingewachsen. Er WOLLTE gar nicht seine eigenen Wege gehen, abhauen, abhanden kommen usw. Und er wollte wohl von sich aus nichts tun, was mir nicht passt. Das ging mir umgekehrt genau so. Eigentlich fand ich alles an ihm und seine ganze lebensfrohe Spontanäität uneingeschränkt toll. Außer, wenn er an der Leine war, hat er mich nie auch nur eine Sekunde geärgert.
Ich denke, dass es bei uns so gut geklappt hat, lag einerseits an seinem Naturell. Er war nicht der verbissene, scharfe Terrier. Ich glaube, selbst wenn er grinsend Hase, Hirsch und Gemse nachgerannt ist, hat er das mehr als Jux betrachtet denn als zielstrebiges Verfolgen des Projekts „Nachtmahl“. :lachen:
Andererseits eben an der wirklich vielen intensiven Zeit, die wir miteinander verbrachten.
Und - ich glaube ja nicht an Sternzeichen, aber: zufällig sind wir beide Steinböcke. :lachen:Und beide hatten bzw. haben wir Sinn für Humor. Mein Vater ist mal auf einer unserer Touren mitgekommen - danach hat er erst verstanden, was ich meine mit: Wir haben es miteinander lustig im Wald.

So, wie ich jetzt lebe und arbeite, kann ich einem Hund das alles nicht bieten, was ich mit Tiny erlebt habe. Dieses enge - das Zusammenleben so selbstverständlich und unkompliziert machende - wir-Gefühl kann wahrscheinlich gar nicht in diesem Ausmaß entstehen, wenn der Hund immer nur einen relativ geringen Anteil am eigenen Leben hat. - Ich glaube, ich muss mich noch gedulden - so wie du, Regina. :shake::knuddel:
 
wir-Gefühl kann wahrscheinlich gar nicht in diesem Ausmaß entstehen, wenn der Hund immer nur einen relativ geringen Anteil am eigenen Leben hat.
Das stimmt. Meiner war auch immer und überall dabei, uns gab's nur im Doppelpack. Später dann zwangsläufig, weil er aufgrund eines außerplanmäßigen Ereignisses zu traumatisiert war, um alleine zu bleiben. Hach, was haben auch wir alles zusammen unternommen....*träum*
Nächste Woche wäre er 19 Jahre alt geworden *huch* und er fehlt mir immer noch sehr, auf Schritt und Tritt. Kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.

Andererseits genieße ich auch jetzt die Freiheit, das Auto auch in der Sonne parken zu können, den Kofferraum für größere Transporte frei zu haben, heim zu kommen und wegzugehen, wan immer ich will ohne dass mich schlechtes Gewissen plagt, die Anrichte in der Küche nicht zur Hälfte für Hundefutter belagert zu haben, schwarze Pullis tragen zu können (Fusselroller kommen kaum noch zum Einsatz), keine dicken Erdklumpen aus den Schuhprofilen rausklauben zu müssen, beim Bügeln auch mal Wäsche zum Boden fallen lassen zu können, ohne wegen der Haare gleich in Schnappatmung zu verfallen und im Winter Biberbettwäsche aufzuziehen, die nicht gleich mit Haaren vollgepiekst ist.
Ich glaube, ich muss mich noch gedulden - so wie du, Regina. :shake:
Gut Ding braucht Weile, Romana. Sowas muss reifen. Alles zu seiner Zeit.
interessant wär's schon schon, wie es gewesen wäre, wenn ich von Anfang an mit dem Wissen von heute geübt hätte.
Ich glaube, dann macht man wieder andere Fehler. Das ist wie in der Kindererziehung. Da sagt man auch, Fehler, die die Eltern gemacht haben, mach ich nie. Dann passieren halt andere. Wir sind nur Menschen.
Aber es ist nie zu spät, um Fehler zu erkennen und zu korrigieren.
Das Grundwesen eines Hundes spielt aber auch eine Große Rolle. Das ist mitgegeben. Ich hatte mal in einem Genetik-Buch gelesen, dass es u.a. auch darauf ankäme, wo ein Hund in der Gebärmutter liegt, wieviel Testosteron beim Geburtsvorgang ausgeschüttet wird, wieviel Durchsetzungsvermögen er hat um an die Mutterzitzen zu kommen, und dann spielen natürlich auch Erbanlagen und Maßnahmen des Züchters für die Prägung eine Rolle. Aber ich lehne mich da weit aus dem Fenster. Ich bin kein Züchter. Amber kann da mit Sicherheit mehr dazu sagen.
 
und hier laufen einige total gechillte und scheinbar allseits verträgliche Jack Russel herum, und es kommt mir manchmal so vor, als ob nur wir so einen Hektiker haben. Das würde mich wirklich mal interessieren, wieviel ist Veranlagung, wieviel haben wir anfangs selbst verbaselt...? Auch wenn uns das jetzt nicht weiterbringt, interessant wär's schon schon, wie es gewesen wäre, wenn ich von Anfang an mit dem Wissen von heute geübt hätte.
vielleicht waren die alle bei Claudia in der Hundeschule;-).
Ja die liebe Frage, was hätt es mit den Baustellen auf sich wenn.... , da hab ich sicher auch des Öfteren drüber nachgedacht, da wir Fox ja nicht als "schnusigen, knuddeligen-12Wochen Welpen" geholt haben. Aber ich denk: egal wie alt sie sind, wenn sie zu uns finden, meist sind sie schlicht der Spiegel unseres Selbst! Wie Tobi und Blencathra ja auch schon geschrieben haben: sind wir chillig und ausgeglichen, sind es die Hunde auch, sind wir unsicher, so überträgt sich dies ebenfalls etc. etc.
Bestes Beispiel:
Ich war mit Fox bei Renate auf Besuch. In meinem Beisein war Fox Paco und Sunny gegenüber voll angespannt, unsicher, und reizbar. Dies auch, wenn er mich nur am Fenster stehen sah!! Kaum sah er mich nicht mehr, war also mit Paco, Sunny und Renates GöGa Matthias allein::: da spielten die beiden Rüdis gemeinsam mit dem Fussball , ohne das einer den andern anbluffte!! Fox voll gechillt!! ...Richtig sein blödes Gehabe hab mit Sicherheit ICH verschluldet! Auch wenn ich das mit Sicherheit nicht wollte, so muss ich doch gestehen, das ich mir im Vorfeld so meine Gedanken gemacht hab: `klappt das auf Anhieb? was mach ich wenn..? Will ja keinen schlechten Eindruck machen ..., was wenn Fox sich verhält wie die Axt im Wald?, etc. etc. !
Es ist (meiner Meinung) zu 95% immer der der Mensch der dies oder jenes im Hund bewirkt, auslöst! So konnte auch mein EX mit egal welchem Hund spazieren gehn, nahm keinen Hund an die Leine, sondern las im Gehen seine Taschenbücher, oder unterhielt sich mit XY. und die Hunde guckten stets, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren.
Auch auf einem meiner letzten "Spaziergänge" hab ich ähnliches erlebt: Musste ins 6km entfernte Dorf um mein Auto abzuholen, keine Bahn oder sonstige Verbindung, ist mir aber Wurscht, hab ja zwei Beine mit Füssen:lachen:. Hund geschnappt und los gings. Das meiste konnte ich über Feldwege und durch Wald gehen. Auf den Feldern hats jedoch derzeit jede Menge an verlockend duftenden Mauselöchern und mit der Zeit ging die Warterei oder Ruferei mir Fox sowas von auf den Kecks, das ich schliesslich dachte: soll der doch selbst gucken wo er bleibt, und bin losmarschiert. Ohne mich umzudrehen, bin ich schliesslich sogar durch den gesamten Wald marschiert, mein Russellchen.........
als würd er das immer so machen und nix andres kennen, stets bei mir am "Melden" bin schon da`` . Es war ein echt toller Marsch, mit einem super-Terrier:haemisch2:!!
ER kanns, - ich kanns immer öfter:rotwerden::klach2:!

Wenn man mitverfolgt hat, welch tolle Ausflüge und Reisen Tiny mit Romana gemacht hat, dann liegt es nahe, dass da ein ganz einzigartiges Band entstanden ist!!
Bin eh der Meinung, die Russells geniessen und schätzen es über alle Massen, wenn man sie wo immer möglich mitnimmt! Und ..wenn wir ehrlich sind, so kann man so einen tollen Kerl doch praktisch überall hin mitnehmen:lachen:.


Gottchen, tut mir leid, bin wohl dem Tippfieber erlegen
 
Andererseits genieße ich auch jetzt die Freiheit, das Auto auch in der Sonne parken zu können, den Kofferraum für größere Transporte frei zu haben, heim zu kommen und wegzugehen, wan immer ich will ohne dass mich schlechtes Gewissen plagt, die Anrichte in der Küche nicht zur Hälfte für Hundefutter belagert zu haben, schwarze Pullis tragen zu können (Fusselroller kommen kaum noch zum Einsatz), keine dicken Erdklumpen aus den Schuhprofilen rausklauben zu müssen, beim Bügeln auch mal Wäsche zum Boden fallen lassen zu können, ohne wegen der Haare gleich in Schnappatmung zu verfallen und im Winter Biberbettwäsche aufzuziehen, die nicht gleich mit Haaren vollgepiekst ist.
Also Auto in der Sonne parken ist sehr schlecht für den Lack und den Fahrer beim Einsteigen, wie gross ist denn der nun freie Teil deiner Anrichte ;-)? Schwarze Pullis...wer trägt denn schwarze Pullis? Mit Terrier trägt man eben nicht schwarz sondern bunt oder zumindest "melliert":lachen:.
Und was bitte ist denn Biberbettwäsche:kopfkratz:
 
Mir wird von all meinem Familienmitglieder und sonstigen Menschen, die mich und Chico besser kennen,
mitgeteilt, dass wir uns immer mehr "Ähneln"o_O :lachen:

Einer schaut vom Anderen ab, wie man am Besten, friedlich und glücklich durch Leben geht! :love: (y)
 
  • Jep
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