Schutzdienst

Schutzdienst? Warum nicht!

Sieht man bei dem Begriff Schutzdienst nicht sofort einen beißenden Rottweiler oder einen Schäferhund vor sich, ist man schon auf dem besten Weg sich Gedanken über diesen Sport zu machen. Der Schutzhundesport kann ein Sport für alle Hunde sein, die über die entsprechenden Triebanlagen verfügen. Benutzt man, anstatt dem veralteten Wort Schutzhundesport den neuen Begriff VPG (Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde) ist man dem Ziel schon ein ganzes Stück näher.

Der VPG-Sport ist in drei Sparten aufgeteilt. Unterordnung (Führigkeit, Lernbereitschaft, Motivationsfähigkeit, Schnelligkeit, Konzentrationsfähigkeit), Fährtenarbeit (Leistungsfähigkeit der Nase, Konzentrationsfähigkeit) und eben dem Schutzdienstteil (Triebstärke, Belastbarkeit, Mut, Selbstsicherheit, Unterordnungs- bereitschaft in hoher Trieblage).

Im VPG-Sport kann sich der Hund ist fast allen Triebbereichen ausleben. Ein Hund, der in allen Triebbereichen ausgelastet ist, ist ein ruhiger, verträglicher und ausgeglichener Hund.

Ein ausgebildeter Jack Russell kann all die aufgeführten Dinge sicher bewältigen. Es erfordert vom Hundeführer natürlich ein hohes Maß an Konsequenz während der Ausbildung. Hundeführer, die es schon schwer haben ihrem Kleinen das Zerren an der Leine abzugewöhnen werden es schwer haben ihren Hund entsprechen auszubilden. Wie bei jedem Hund ist Konsequenz das A und O in der Ausbildung. Ein Jack Russell hat nicht zwangsweise einen Dickschädel und macht was er will. Manche Russell Besitzer nehmen dieses Vorurteil gerne als Ausrede, falls in der Ausbildung etwas schief geht.

Jackie Besitzer, die ihren Hund an diesen Sport heranführen wollen, müssen zuerst über ihren eigenen Schatten springen. Es gehört etwas Mut dazu sich mit einem kleinen Hund bei einem Verein anzumelden. Leider sind die Vereine die traditionell nur Schutzhundesport anbieten, nicht besonders aufgeschlossen für die Arbeit mit Hunden außerhalb der Gebrauchshunderassen.

Ein Verein, der mehrere Sparten von Hundesport (VPG, THS, Agility usw.) anbietet ist da oft der bessere Ansprechpartner. Sie sind klar im Vorteil, wenn Ihr Hund bereits einen guten Gehorsam zeigt oder bereits eine Unterordnungsprüfung erfolgreich abgelegt hat. Mit einem Junghund können Sie schon kleine Übungen vorbereiten. Das Auslassen der Beute (Spielzeug) auf Befehl, das Abrufen des Hundes aus allen möglichen Situationen (beim Spielen oder Schnuffeln), das spielerische Absuchen einer kleinen Fährte. Alle Übungen bitte mit viel positiver Motivation durchführen. Erziehung hat nichts mit harter Hand zu tun, nur mit konsequentem Handeln.

Auch der Helfer im Schutzdienst (der in dem unförmigen Schutzanzug) muss bereit sein, mit einem kleinen Hund zu arbeiten. Er muss den Unterschied einschätzen können, ob er 50 kg oder nur 9 kg am Ärmel hängen hat. Ein Jack Russell wird Schwierigkeiten haben sich in einem Ärmel zu verbeißen, der für den Fang von Riesenschnauzern ausgelegt ist. Es gibt jedoch spezielle Junghundärmel, die etwas weicher und kleiner sind.

Scheuen Sie sich nicht vor diesen "Hürden". Sie werden sehen welch ein Spaß ihr Hund an diesem Hundesport haben kann. Bei richtigen Prüfungen werden Sie aber kaum einen kleinen Hund mit hoher Punktzahl sehen. Die Prüfungsordnung ist auf große Hunde ausgelegt. Kaum ein kleiner schafft einen freien Sprung über die Meterhürde oder er kann ein 2 kg schweres Holz apportieren. Auch ist ein "sauberes" Verdrängen des Hundes im Schutzdienst nicht möglich, weil der Hund einfach keinen Bodenkontakt mehr hat, sobald er am Arm hängt. Meiner Meinung nach sollte auch nicht eine Prüfung im Vordergrund stehen, sondern ein gut ausgebildeter Hund, dem die Arbeit mit seinem Hundeführer Spaß macht.


Archibald der kleine Polizeihund

Archi wurde im Mai 1999 geboren. Er hat noch einen Bruder und eine Schwester.

Wir haben ihn mit 10 Wochen beim Züchter abgeholt. Wir hatten bis dahin wenig Erfahrung mit "Kleinhunden". Mein Mann hat immer Schäferhunde gehabt. Er hat die Hunde der Polizeihundestaffel Hessen-Süd ausgebildet und war selber mit seinen Hunden im Einsatz. Aus Altersgründen hat er diese Arbeit aufgeben müssen. Ganz ohne Hund wollten wir aber nicht bleiben. Es sollte ein kleiner Hund fürs Haus werden, den man überall mit hinnehmen kann. Ein kleiner Kerl, der aber alles mitmacht.

Archi ist eher ein ruhiger Vertreter seiner Rasse. Er ist kein Draufgänger und Raufbold. Um sein Selbstbewusstsein zu stärken haben wir mit der SchH-Ausbildung angefangen. Die Unterordnung war kein Problem. Archi ist sehr "Führerweich", d.h. es brauchte keinen Druck bei der Ausbildung, sobald er verstanden hat was wir von ihm wollen macht er es gerne und freudig. Die erste Begleithundeprüfung haben wir im Februar 2000 abgelegt. Archi ging immer mit auf den Platz, wenn die "großen" ihre Übungsstunde hatten. Spielerisch haben wir ihn an den Schutzdienst herangeführt. Kleine Übungen mit der Beißwurst, auslassen auf Kommando. Später das Training mit einem "Junghundeärmel". Archi zeigt sich im Schutzdienst sehr triebstark. Er hat gelernt zu revieren und den Täter zu stellen und zu verbellen. Nach der "langer Flucht" begleitet er den Täter sicher über den Platz. Es sieht wahnsinnig gut aus wenn der kleine in vollem Tempo über den Platz rennt und sich dann in dem Ärmel verbeißt. In der Polizeihundestaffel ist er das Maskottchen. Bei öffentlichen Veranstaltungen wird er gerne als Joker eingesetzt. Wir wollen damit zeigen, dass Schutzdienst und eine korrekte Unterordnung auch mit einem kleinen Hund zu machen ist.

So nebenbei haben wir Archi auch die Fährtenarbeit beigebracht, seine gute Nase, (die sonst gerne nach Mäusen sucht) kann er dabei prima zum Einsatz bringen.

Als Ausgleich zum Schutzdienst mache ich aktiv Agility mit ihm. Wir haben es nach kurzer Zeit in die Klasse A2 geschafft. Unser Ziel ist jetzt in die A3 aufzusteigen und eventuell nächstes Jahr (2002) an der DHV Deutsche Meisterschaft teilnehmen. (Vorher werde ich aber das Reglement ändern lassen müssen, die Kontaktzonen machen uns beiden doch schwer zu schaffen. Würde es Punkte geben, für den Hund, der am weitesten oben abspringen kann, wären wir ganz vorne dabei. Im Agility kann ich seine Führigkeit und seine Schnelligkeit sehr gut einsetzen.

Ich denke unser Hund kann sich nicht über mangelnde Aktivitäten beschweren. Wir machen Radtouren, ich nehme ihn regelmäßig mit zum Joggen und zum Schwimmen geht es auch. Mindestens zweimal in der Woche wird Agility trainiert und in unregelmäßigen Abständen Unterordnung und Schutzdienst. Das Fährtelegen und -suchen bauen wir in die Spaziergänge ein. Ich hoffe, das unser Kleiner noch lange Jahre so gesund und munter bleibt, wie er momentan ist. Ein erfahrener Russell Züchter hat mir gesagt: "Ein Jack Russell wird erst mit 15 Jahren etwas ruhiger". Mal sehen ob das auch auf unseren zutrifft.

Text/Fotos: Irene Solf