Die Jagd

© Hugo BürkiIn seinem Ursprungsland England ist der Jack Russell Terrier ein reiner Bodenhund. Bei den in England üblichen Parforcejagden wird der Fuchs über dem Boden von Hounds, grossen, lautjagenden Hunden wie Foxhounds gejagt. Da der Fuchs natürlich bei erster Gelegenheit in seinen Bau einfahren würde, muss der ortskundige Terriermann alle ihm bekannten Baue und Fluchtröhren in der vorhergehenden Nacht, wenn die Füchse "ausser Haus" sind, verschliessen.

Die Hounds werden zu den vielversprechenden Tages-Ruheplätzen der Füchse geführt. Dies sind häufig Hecken, Windbrüche oder Brombeerdickungen. Liegt in einem solchen Versteck ein Fuchs, verlässt dieser natürlich schleunigst seinen Ruheplatz und flüchtet. Die ganze Hundemeute von mehreren Dutzend Hounds und die sie begleitenden, berittenen Jäger verfolgen den unglücklichen Reineke. Dabei wendet dieser seine ganze Trickkiste an und versucht durch Widergänge, Dorngestrüppe und sumpfige Partien seine Verfolger abzuschütteln. Da er nirgends eine offene Röhre findet, muss er weitersuchen, bis er eine bis anhin nicht bekannte Möglichkeit findet, im Boden zu verschwinden.

Jetzt kommt der grosse Moment des Terriers. Dieser ist früher einfach der Hundemeute gefolgt. Sicher war es ihm nicht möglich, bei der lauten Jagd über dem Boden mitzuhalten. Aber durch Abkürzungen und umgehen von besonders schwierigen Geländeabschnitten, ist er in der Regel nur kurze Zeit nach der Meute am Bau mit dem Fuchs. Hier muss er den Fuchs von seinem Schneid und Mut überzeugen und diesen zum Verlassen des Baues bringen. Der Fuchs weiss natürlich noch ganz genau, dass oben die Pferde und die Hounds nur auf diesen Augenblick warten. Das Problem für die Jäger besteht darin einen Terrier zu haben, weicher nicht zu hart an den Fuchs geht und diesen und sich selber dabei verletzt oder noch schlimmer den Fuchs gar abwürgt. Dann wäre nämlich die ganze Jagd auf diesen Fuchs vorbei.

Da ist auch der wichtige Unterschied zur Fuchsjagd in der Schweiz, bei uns geht es um die Regulierung der hohen © Hugo BürkiFuchsbestände, welche seit der erfolgreichen Tollwutbekämpfung geradezu explodiert sind. Gelingt es dem Terrier den Fuchs zu sprengen, geht die Jagd weiter bis die Hounds den Fuchs erwischen und zerreissen. Gelingt es dem Terrier nicht den Fuchs zu sprengen, kann es sein, dass er dem Fuchs vorliegt, das heisst, er verbellt den Fuchs so lange, bis der Terriermann mit seinen Gehilfen den Hund und den Fuchs ausgräbt. Je nach Boden und Bau kann das eine lange Arbeit werden. Bei uns ist das Ausgraben des Fuchses nicht üblich und teilweise sogar mit Recht verboten. Bei unserer Baujagd geht es ebenfalls darum, den Fuchs zu sprengen. Dieser wird von den anstehenden Jägern erlegt, was aber nicht immer gelingt.

Viel häufiger als der Einsatz des JRT als Bauhund ist bei uns aber der Einsatz bei der lauten Jagd über dem Boden. Hier soll der Hund das sich drückende Wild selbständig suchen und dann über eine kurze Strecke lauthals verfolgen. Dieser Laut wird in zwei verschiedene Lautäusserungen unterteilt. Gibt der Hund erst bei Sicht auf das fliehende Wild laut, wird er als Sichtlaut bezeichnet. Diese Eigenschaft ist bei einigen JRT vorhanden. Schwieriger ist es beim andern Laut, dem Spurlaut. Hier soll der Hund auf der noch frischen Fährte oder Spur des Wildes laut geben, ohne dass er es gesehen hat. Für den Jäger hat das den Vorteil, dass das Wild, welches über den Standort des Hundes immer genau informiert ist, viel langsamer und vertrauter flüchtet. Der sichere Schuss auf dieses Wild ist dann natürlich einfacher.

Da der Jack Russell Terrier in England nie für diese Jagdform gebraucht wurde, ist es natürlich schwierig Hunde zu finden, weiche über einen guten Spurlaut verfügen. Für die Zucht wäre es ausserordentlich wichtig, diese seltene Eigenschaft zu erkennen und zu festigen. Für den Familienhund ist der Spurlaut kein Nachteil, für den Hund in Jägerhand ein grosser Vorteil. Klar ist auch dass der JRT seine Existenz nur den englischen Jägern des letzten Jahrhunderts verdankt, und diese in ihrer Zucht darauf geachtet haben einen freundlichen, aber brauchbaren Jagdgefährten zu züchten.

© Carl JohannsenWeitere Einsatzbereiche des JRT sind Nachsuchen. Vor allem in den Abend- und Morgenstunden kommt es immer wieder zu Wildunfällen im Strassenverkehr. Liegt das Tier nicht an der Unfallstelle, muss es natürlich gesucht werden, damit man es von seinen Leiden erlösen kann, Aber auch im jagdlichen Alltag kommt es manchmal vor, dass das Wild nicht optimal getroffen wird oder trotz eines guten Schusses noch ein Stück flüchtet. Der ausgebildete Schweisshund, Schweiss ist in der Jägersprache das Blut des Wildes, kann dank seiner Nase und seiner Ausbildung der Spur des verletzten Tieres folgen. Nicht nur die Blutstropfen sind wichtig, sondern auch der Adrenalinstoss und somit die veränderte Ausdünstung des verletzten Tieres. Diese kann der Hund einwandfrei von einer Gesundfährte unterscheiden. Er führt den Jäger an der langen Leine bis zum verletzten und häufig auch schon verendeten Tier. Eine weitere Arbeit ist das Apportieren von erlegtem Kleinwild. Ein Jack Russell kann sicher keinen Fuchs tragen, aber eine geschossene und im Wasser treibende Ente kann er dem Schützen bringen.

Bei der Zucht ist auf ist darauf zu achten, dass die Brust der Hunde gut von zwei Händen umspannt werden kann, da diese Eigenschaft im Bau von grösster Bedeutung ist. Der Jack Russell Terrier ist heute ein ebenso vielseitiger Familienhund, der vom Meister bis zum Kleinkind alle in sein grosses Herz einschliesst, wie auch Jagdgebrauchshund. Da er aus der grossen Terrierfamilie kommt, ist sein Nervenkostüm in der Regel gut. Er ist weder aggressiv noch hart, lässt aber, wenn er einmal angegriffen wird, sicher nichts auf sich sitzen.

Text: Carl Johannsen