In
seinem Ursprungsland England ist der Jack Russell Terrier ein reiner
Bodenhund. Bei den in England üblichen Parforcejagden wird der Fuchs über
dem Boden von Hounds, grossen, lautjagenden Hunden wie Foxhounds gejagt.
Da der Fuchs natürlich bei erster Gelegenheit in seinen Bau einfahren würde,
muss der ortskundige Terriermann alle ihm bekannten Baue und Fluchtröhren
in der vorhergehenden Nacht, wenn die Füchse "ausser Haus"
sind, verschliessen.
Die Hounds werden zu den vielversprechenden
Tages-Ruheplätzen der Füchse geführt. Dies sind häufig Hecken, Windbrüche
oder Brombeerdickungen. Liegt in einem solchen Versteck ein Fuchs, verlässt
dieser natürlich schleunigst seinen Ruheplatz und flüchtet. Die ganze
Hundemeute von mehreren Dutzend Hounds und die sie begleitenden,
berittenen Jäger verfolgen den unglücklichen Reineke. Dabei wendet
dieser seine ganze Trickkiste an und versucht durch Widergänge, Dorngestrüppe
und sumpfige Partien seine Verfolger abzuschütteln. Da er nirgends eine
offene Röhre findet, muss er weitersuchen, bis er eine bis anhin nicht
bekannte Möglichkeit findet, im Boden zu verschwinden.
Jetzt kommt der grosse Moment des Terriers. Dieser ist früher einfach der
Hundemeute gefolgt. Sicher war es ihm nicht möglich, bei der lauten Jagd
über dem Boden mitzuhalten. Aber durch Abkürzungen und umgehen von
besonders schwierigen Geländeabschnitten, ist er in der Regel nur kurze
Zeit nach der Meute am Bau mit dem Fuchs. Hier muss er den Fuchs von
seinem Schneid und Mut überzeugen und diesen zum Verlassen des Baues
bringen. Der Fuchs weiss natürlich noch ganz genau, dass oben die Pferde
und die Hounds nur auf diesen Augenblick warten. Das Problem für die Jäger
besteht darin einen Terrier zu haben, weicher nicht zu hart an den Fuchs
geht und diesen und sich selber dabei verletzt oder noch schlimmer den
Fuchs gar abwürgt. Dann wäre nämlich die ganze Jagd auf diesen Fuchs
vorbei.
Da ist auch der
wichtige Unterschied zur Fuchsjagd in der Schweiz, bei uns geht es um die Regulierung der hohen
Fuchsbestände, welche seit der erfolgreichen
Tollwutbekämpfung geradezu explodiert sind. Gelingt es dem Terrier den
Fuchs zu sprengen, geht die Jagd weiter bis die Hounds den Fuchs erwischen
und zerreissen. Gelingt es dem Terrier nicht den Fuchs zu sprengen, kann
es sein, dass er dem Fuchs vorliegt, das heisst, er verbellt den Fuchs so
lange, bis der Terriermann mit seinen Gehilfen den Hund und den Fuchs
ausgräbt. Je nach Boden und Bau kann das eine lange Arbeit werden. Bei
uns ist das Ausgraben des Fuchses nicht üblich und teilweise sogar mit
Recht verboten. Bei unserer Baujagd geht es ebenfalls darum, den Fuchs zu
sprengen. Dieser wird von den anstehenden Jägern erlegt, was aber nicht
immer gelingt.
Viel häufiger
als der Einsatz des JRT als Bauhund ist bei uns aber der Einsatz bei der
lauten Jagd über dem Boden. Hier soll der Hund das sich drückende Wild
selbständig suchen und dann über eine kurze Strecke lauthals verfolgen. Dieser Laut wird in zwei verschiedene Lautäusserungen unterteilt. Gibt
der Hund erst bei Sicht auf das fliehende Wild laut, wird er als Sichtlaut
bezeichnet. Diese Eigenschaft ist bei einigen JRT vorhanden. Schwieriger
ist es beim andern Laut, dem Spurlaut. Hier soll der Hund auf der noch
frischen Fährte oder Spur des Wildes laut geben, ohne dass er es gesehen
hat. Für den Jäger hat das den Vorteil, dass das Wild, welches über den
Standort des Hundes immer genau informiert ist, viel langsamer und
vertrauter flüchtet. Der sichere Schuss auf dieses Wild ist dann natürlich
einfacher.
Da der Jack
Russell Terrier in England nie für diese Jagdform gebraucht wurde, ist es
natürlich schwierig Hunde zu finden, weiche über einen guten Spurlaut
verfügen. Für die Zucht wäre es ausserordentlich wichtig, diese seltene
Eigenschaft zu erkennen und zu festigen. Für den Familienhund ist der
Spurlaut kein Nachteil, für den Hund in Jägerhand ein grosser Vorteil.
Klar ist auch dass der JRT seine Existenz nur den englischen Jägern des
letzten Jahrhunderts verdankt, und diese in ihrer Zucht darauf geachtet
haben einen freundlichen, aber brauchbaren Jagdgefährten zu züchten.
Weitere
Einsatzbereiche des JRT sind Nachsuchen. Vor allem in den Abend- und
Morgenstunden kommt es immer wieder zu Wildunfällen im Strassenverkehr.
Liegt das Tier nicht an der Unfallstelle, muss es natürlich gesucht
werden, damit man es von seinen Leiden erlösen kann, Aber auch im
jagdlichen Alltag kommt es manchmal vor, dass das Wild nicht optimal
getroffen wird oder trotz eines guten Schusses noch ein Stück flüchtet.
Der ausgebildete Schweisshund, Schweiss ist in der Jägersprache das Blut
des Wildes, kann dank seiner Nase und seiner Ausbildung der Spur des
verletzten Tieres folgen. Nicht nur die Blutstropfen sind wichtig, sondern
auch der Adrenalinstoss und somit die veränderte Ausdünstung des
verletzten Tieres. Diese kann der Hund einwandfrei von einer Gesundfährte
unterscheiden. Er führt den Jäger an der langen Leine bis zum verletzten
und häufig auch schon verendeten Tier. Eine weitere Arbeit ist das
Apportieren von erlegtem Kleinwild. Ein Jack Russell kann sicher keinen
Fuchs tragen, aber eine geschossene und im Wasser treibende Ente kann er
dem Schützen bringen.
Bei der Zucht
ist auf ist darauf zu achten, dass die Brust der Hunde gut von zwei Händen
umspannt werden kann, da diese Eigenschaft im Bau von grösster Bedeutung
ist. Der Jack Russell Terrier ist heute ein ebenso vielseitiger
Familienhund, der vom Meister bis zum Kleinkind alle in sein grosses Herz
einschliesst, wie auch Jagdgebrauchshund. Da er aus der grossen
Terrierfamilie kommt, ist sein Nervenkostüm in der Regel gut. Er ist
weder aggressiv noch hart, lässt aber, wenn er einmal angegriffen wird,
sicher nichts auf sich sitzen.
Text:
Carl Johannsen
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