Begleithundprüfung

Christiane und HazelHazel, meine Jackie-Hündin und 21 Monate alt, liebt den Agility-Sport über alles und ich, ihr Frauchen, mittlerweile auch. Sie entwickelt sich ganz wunderbar und mittlerweile schaffen wir den einen oder anderen Parcours ohne dass sich Frauchen die Haxen bricht oder heiser vom Schreien ist.

In Deutschland ist es aber seit 1998 Vorschrift, dass jeder Hund, der bei Agility-Turnieren starten möchte, eine sog. Begleithundprüfung - A ablegen muss. Tja, und damit gehen die Probleme eigentlich erst los. Üb´ mal mit einem Jackie Unterordnung oder wie es auf meinem alten Hundeplatz hieß: "Es gibt Hunde und es gibt Terrier."

Aber sowas entmutigt einen Terrier nicht und eine Terrierbesitzerin erst recht nicht. Mit ca. 15 Monaten habe ich deshalb mit Hazel die richtig strenge Unterordnung (na ja, so halbwegs streng wenigstens)  begonnen, alles in Hinblick auf diese Prüfung. Vorher haben wir Gruppenarbeit gemacht und ein bisschen dies und das geübt, aber jetzt ging es zur Sache. Puuuuh, kann ich nur sagen: Einzeltraining bei einer Trainerin, die ebenfalls Schutzhunde ausbildet, da kam ich mir oft vor wie blöd und schlich vom Platz mit der Idee, ob mein IQ immer unterhalb der Raumtemperatur ankommt, wenn ich den Platz betrete. Hazel war es eigentlich egal, solange es Leckerlies und ein Spielzeug gab, war ihre Welt vollkommen in Ordnung, erstmal war ich ja dran, die richtigen Verhaltensweisen, Kommandos, Führtechniken zu erlernen (bring mal einem sehr kleinen Hund bei, bei Fuß zu laufen, wenn du dabei keinen Rückenschaden bekommen willst)  und das gab mir schon reichlich zu denken. Ich mußte mir z.B. komplett die Sichtzeichen abgewöhnen, da nur Hörzeichen erlaubt sind. Das ich vorher schon ein Jahr mit ihr in der Hundeschule gewesen war, das kam mir zwar zugute, aber eigentlich mußte ich trotzdem irgendwie von vorne anfangen.

Kurz vor dem StartAllein diesen, ja exakt vorgeschriebenen, Prüfungsablauf auswendig laufen zu müssen, gleichzeitig auf Hazel zu achten, Schrittfolgen, Anzahl der Schritte und Tempowechsel einzuhalten und noch nebenbei auf den Richter zu achten, stellte meine Koordinationsfähigkeit doch auf eine harte Probe. Wie oft hab ich irgendetwas vergessen, hab ich mich z.B. darauf konzentriert geradeaus zu laufen, ja, ihr hört richtig, ihr könnt nicht ahnen, wie schwierig es sein kann, vierzig Schritte gerade zu laufen, dann fehlte auf einmal mein Hund, ups, wo war sie nur abgeblieben. Die kleine Mistmade hat natürlich sofort mitbekommen, wenn meine Aufmerksamkeit nicht bei ihr war und ist einfach stehen geblieben.  Oder die "Acht in und durch die Gruppe" hat anfänglich meinen IQ auch zur Gänze überfordert, wie oft hab ich mich da verhaspelt. Oder: Was war das richtige Tempo? Lief ich zu langsam, wurde es langweilig für Hazel, trödel, lief ich zu schnell, kam sie nicht mehr mit. Oh je.... Die Liste lässt sich selbstverständlich noch beliebig verlängern.

Aber, irgendwann klappte es dann doch soweit, dass wir nach ca. fünf Monaten Training sagen konnten: " Wir versuchen es!"  Ich kann Euch sagen, das größte Nervenbündel auf dem Platz hieß Christiane. Ich wusste einfach, dass einige Übungen nicht hundertprozentig saßen, aber eine Freundin meinte: "Hab Mut zur Lücke!" Tja dachte ich, anders geht es jetzt sowieso nicht mehr.

Und dann war der große Tag da: Am 29.04.2001 sind wir angetreten.

LeinenführigkeitVon vorne an: Fast hätten wir verschlafen, seufz, glücklicherweise rief Christine, meine Freundin, die sich als Maskottchen zur Verfügung gestellt hat, um 8:00 Uhr an und fragte, wo ich denn sei: Oh!" meinte ich: "Jetzt nicht mehr im Bett." Dann ab in die Klamotten, vorausschauend wie ich es sonst eher nicht bin, hatte ich alles schon gepackt und zurecht gelegt, damit ich nix vergesse, das war auch gut so. Mein Outfit glänzte vor allen Dingen durch Zweckmäßigkeit und .... Würstchengeruch. Denn unsere Trainerin hatte uns eingeschärft, die Hundeplatzsachen nicht mehr vorher zu waschen und  am besten noch die ganz Nacht vorher Würstchen in allen Taschen zu deponieren. Dementsprechend sah dann das gute Stück - die Weste - aus.  Hazel war auch ziemlich irritiert, weil ich mit ihr ohne Fütterung aus dem Haus gestürmt bin, das hat sie nun gar nicht verstanden, sie ist immer wieder zurück gelaufen in die Küche, so nach dem Motto: "Hey, Frauchen, du hast bestimmt was vergessen." (Aber ich brauch es eigentlich nicht zu erwähnen: Das war natürlich Absicht, in der Hoffnung, dass sie mich für ein laufendes Riesenwürstchen halten würde, smile.) Denn es dürfen selbstverständlich während der Prüfung keine Würstchen, Spielzeuge oder sonstige Verlockungen mitgeführt werden... aber ein Geruchstest von Westen oder Hosen, der wird noch nicht durchgeführt.

Ab zum Platz, Hazel hat noch friedlich geschlummert, um diese Zeit schläft sie halt sonst noch. Brigitte, meine Prüfungspartnerin, mit Fluffy,  (ein Bearded Collie) waren schon da, und wir haben uns noch ein bisschen ausgetauscht. Ziemlich schnell war´s dann soweit. Nach dem Wesenstest, ging´s auf den Platz. Der Richter war ein sehr netter Herr, der eine ruhige Ausstrahlung hatte und sehr genau beobachtet hat, natürlich, denn das ist ja sein Job.  Hazel musste dann als Erste abliegen, so wie wir es auch immer geübt hatten. Das klappte wunderbar, wie immer eigentlich, das Wetter hat ja auch recht gut mitgespielt. Fluffy ist derweil gelaufen und die beiden haben ihre Sache sehr gut gemacht. Es gab ein paar kleinere Fehler, aber nichts wirklich tragisches. So, dann war es soweit: "Christiane!" rief Susi: "Hol sie ab!"

FreifolgeOk, ich stapf hin, angeleint und los. Gleichzeitig hat Brigitte Fluffy abgelegt, aber noch bevor ich am Startpunkt angekommen war, war er schon wieder aufgestanden,  hat rumgeschnuffelt und ist sogar Pinkeln gegangen, seufz, damit war für Brigitte die Prüfung gelaufen, es war so schade. Sie musste sich neben ihren Hund stellen, was das AUS bedeutete. Ich also los, hatte ich erwähnt, das ich wahnsinnig nervös war..... Leinenführigkeit war ok, Gruppe auch, allerdings hat sie einmal die Seite gewechselt, laut Richter, weil ich zu schnell gelaufen bin, hat sie sonst nie gemacht. In der Freifolge das Gleiche, auf einmal war sie rechts neben mir, hat dann aber wieder gewechselt auf links. Dann der technische Teil: Unser Sorgenkind, das Sitz mit Entfernen: Hat dies jemals Probleme bereitet???? Zack, saß sie und hat brav gewartet, bis ich sie abgeholt habe. Dann das Platz mit Entfernen und Abrufen: Hat dies jemals gut geklappt???? Hier hat sie sich nur hingesetzt, seufz, sonst hat sie sich immer hingeschmissen, aber heute war Platz aus dem Programm gestrichen. Na ja, ich hab dann noch mal nachgesetzt, was ich nicht durfte, so dass sie dann lag. Aber das konnte natürlich nicht gewertet werden, sie hat dann aber wieder gut gewartet bis das Kommando: "Hier!" kam, und ist dann mit Überschallgeschwindigkeit auf mich zu. Vorsitzen war auch gestrichen, bei der Geschwindigkeit geht man eben gleich ins Fuß. Das hatte ich schon befürchtet, aber na ja, seitdem sie das Fuß hintenrum lernen musste, klappte das Vorsitzen nicht mehr so gut.

Sitz an einer PersonAber egal: Insgesamt ein gute, ordentliche Prüfung, nicht supergut, aber auch nicht übel. Danach mussten wir ja noch den Straßenteil absolvieren, aber Hazel als "Berliner Göre" war da völlig lässig, sie hat glücklicherweise auch die Hose des Richters nicht als Fußabstreifer benutzt (ich glaub, sie war schon etwas müde), so dass er mir dann zur bestandenen BH gratuliert hat.  Ich kann Euch sagen, ich war total happy und stolz auf meine Süße. Der Richter sagte mir dann, dass Hazel der bisher kleinste Hund war, den er je gerichtet hat.

Von sechs gemeldeten BH-Hunden haben übrigens nur drei bestanden, zwei Briards und ein Jackie, die anderen müssen es im Herbst noch einmal versuchen.

Im nachhinein kann ich sagen, dass die Vorbereitung auf diese Prüfung und die damit verbundene Arbeit mit Hazel sehr viel gebracht hat. Sie hört, für eine sehr dominante Jackie-Hündin, wirklich ziemlich gut. Sie geht bei Fuß ohne Leine, da kann sie offensichtlich nur müde grinsen, Platz wird sofort befolgt, ich kann sie ablegen, wo immer ich will und im Parcours beim Agility, worum es ja eigentlich auch geht, ist sie aufmerksamer und noch mehr auf mich bezogen. So nervig das alles also war, die Arbeit hat sich wirklich gelohnt... und wir sind so froh, ufff, dass wir es hinter uns haben.

Text/Fotos: Christiane Jantz, Russells-Berlin