Farbvererbung bei Parson- und Jack Russell Terriern
In diesem Artikel möchte ich möglichst
einfach und verständlich, dabei aber wissenschaftlich korrekt,
die Farbvererbung bei Russell Terriern erklären.
Farben beim Hund, auch
wenn eher nebensächlich, sind ein Thema das relativ gut
erforscht ist.
Beim heutigen Stand der Wissenschaft ist es sogar möglich,
einige Farben per DNA-Test zu bestimmen - auch wenn es
in der Zucht keine Rolle spielt. Aber es gibt immer mehr
DNA-Tests auf wichtige Erbkrankheiten, es schadet also nicht, die
genetischen Kenntnisse anhand der Farbvererbung zu üben. Jeder
Züchter sollte nach der Belegung seiner Hündin auch
wissen, welche Farben er bei den Welpen erwarten kann. Allelen,
die es bei den Russells nicht gibt, habe ich absichtlich
ausgelassen, damit der Artikel möglichst leicht verständlich
bleibt. Hier möchte ich auch betonen, dass ich keine
Genetikerin bin und auch keine studierte Spezialistin, sondern
nur eine „einfache Züchterin”, die dieses Thema als Hobby
sehr interessiert. Vor dem Schreiben dieses Artikels habe ich
verschiedene Literatur, sowie unterschiedliche
wissenschaftliche Artikel zu diesen Thema aus dem Internet
studiert.
Manche Theorien habe ich mit Hilfe einiger Züchterkollegen
mit DNA-Tests überprüft - hiermit möchte ich mich bei Allen, die
bei diesem Artikel geholfen haben und ohne die es nicht
möglich wäre ihn fertig zu stellen, herzlich bedanken!
Standard-Farben bei Russell Terriern sind:
weiss-schwarz tricolor
weiß-rot
Um herauszufinden, ob die Farbe des Hundes standardgerecht ist,
hilft die Farbe des Nasenschwamms. Dieser sollte
schwarz sein. Jede Farbe (außer gestromt), bei der der Nasenschwamm schwarz ist, ist standardgerecht. Eine
„Wechselnase" - also eine leicht aufgehellte schwarze Nase -
ist ein Fehler, aber nicht derart gravierend, dass ein Hund
deswegen aus der Zucht genommen werden müsste.
Was sind Gene?
Gene sind kleine Teile der DNA, und beeinflussen beim Hund alles
- Augen- und Fellfarbe, Länge der Beine, Wesen, Zähne
usw. Gene erscheinen an Chromosomen und an Genorten ({Loci). Ein
Gen wird immer aus einem Ällelenpaar gebildet
(Ein Allel stammt von der Mutter, eins vom Vater). Das Allel ist
eine von den Alternativformen des Gens. Wenn das Gen von zwei gleichen
Allelen gebilet
wird, handelt es sich um einen Homozygoten. Wenn es zwei
unterschiedliche Allele sind, handelt es sich um einen Helerozygoten. Allele
verhalten sich
zueinander dominant oder rezessiv - das dominante Allel
„überdeckt” das rezessive, also wird das rezessive äusserlich
nicht sichtbar. Dominantes Allel wird in der Regel mit einem
grossen Buchstaben bezeichnet, rezessives mit einem
kleinen Buchstaben. Kombinationsquadrat:
Die einfachste
Darstellungsmöglichkeit, wie Gene aufeinander wirken, ist
mittels des Kombinationsquadrats.
Jedes Elternteil trägt
2 Allele eines bestimmten Gens und so kann man mit Hilfe des
Quadrats die statistische Häufigkeit bestimmen, welche Allele
die Nachkommen tragen werden. Bei diesem Beispiel ist ein Elternteil weiss-rot, und das
andere tricolor. Weiss-rot (AY) ist zu tricolor (at)
dominant. Ein weiss-roter Hund kann (wie in diesem Beispiel)
die Anlage für tricolor tragen, umgekehrt ist es nicht
möglich - tricolor Hund trägt nur tricolor (wenn es sich
nicht um eine seltene Ausnahme > rezessiv-rot < handelt -
dies erkläre ich später).
Serie S -
Weiss-Scheckung Bei den Russell
Terriern stammt die weisse Farbe von der Allelserie S - von dem
Allel "sp" ("piebald" - Weiss-Scheckung). Der Russell
Terrier ist also ein farbiger Hund und seine weisse Farbe ist
eine "Überdeckung" - das heisst, die "Grundfarbe"
(schwarz, rot oder schwarz-rot) sieht man nur an den Stellen, wo
sich die Weiss-Scheckung nicht befindet. Modifikatoren
verursachen, dass der Hund mehr oder weniger weiss aufweist.
Auch ein schneeweisser Russell hat eine "Grundfarbe" - diese
kann man meistens anhand der Punkte in der Unterwolle ermitteln.
Serie A - rot und
schwarz-rot Bei
Russell Terriern gibt es mehrere Allelen der Serie A. "AY"
-rot (yellow) - hierzu zählt alles von relativ hellrot bis
zu dunkelrot. "Zobel" - rote Haare können vor allem auf dem
Rücken des Hundes schwarze Spitzen haben - diese Farbe fällt
auch unter "weiss - rot". Zobel kann man manchmal
schwierig von sattel-tricolor unterscheiden, ein Hund der zobel
ist, hat aber in der Regel rote Unterwolle und den Farbflecken am
Rücken. Die Farbintensität und Zobelfarbe wird wohl von Genen/Modifikatoren,
die noch nicht entdeckt worden sind, bestimmt. "at"-
schwarz-rot (tan-point) - der Einfachheit halber werde ich
für "tricolor" nur dieses eine Allel auflisten. Zu
schwarz-rot zählen viele verschiedene Ausprägungen: von z.B. der
Farbe wie beim Dobermann, bis zu rot mit schwarzem Sattel wie
z.B. beim Deutschen Schäferhund. Bei Überdeckung mit der
Weiss-Scheckung entsteht die Farbe, die wir bei Russells "tricolor"
nennen. Die Reichweite der schwarzen Farbe wird von
Modifikatoren bestimmt. "a"- rezessiv schwarz - bei
Russells tritt dieses Allel nicht auf, dieses gibt es vor allem
bei Shelties. Allel "AY"(weiss-rot) ist dominant zu "at"
(tricolor)
Welpen werden in der Regel mit dunkleren Farbflecken geboren,
die mit zunehmendem Alter heller werden.
Am wenigsten hellt das dunkle tricolor mit abgegrenzten Farben
auf. Manchmal ist es schwierig, die Farbe
eines Welpen richtig zu ermitteln, vor allem, wenn er viel weiß
trägt. Bei der Farbermittlung am erwachsenen
Hund sind Tickings am Rücken eine gute Hilfe.
Einige Optionen der Vererbung im Rahmen der Alleiserie A:
- Hund ohne „Flaggen” trägt nur die Farbe, die er selber
aufweißt (ist homozygot)
- „Flagge” heißt „unsichtbare" rezessive Anlage für eine Farbe
- „Flagge" mit Fragezeichen = der Welpe kann, muss aber nicht
diese „unsichtbare rezessive" Anlage tragen
- „xx" kann durch „AY" oder „at“ ersetzt werden
Zur Vereinfachung verwende ich nur die Grundfarben - weiß-rot (AY))
und tricolor (at)
Serie K - schwarz
Schwarze Farbe wird bei Russells durch das Allel K bestimmt. Es
ist dominant zu Allelserie A (alle anderen Standard-Farben, mit Ausnahme von rezessiv-rot und nicht standardgerechten
Farben).
Ein weiß-schwarzer Hund ist KK oder Kk. Er kann gleichzeitig
alle anderen Farben der Serie A tragen (das hängt davon
ab, was er von seinen Eltern vererbt bekommen hat). Weil das
Allel K dominant ist, kann ein weiß-schwarzer Hund nur dann
entstehen, wenn mindestens ein Elternteil weiß-schwarz ist
(außer er ist "ee” und die schwarze Farbe "sieht man nicht”).
Andersfarbige Hunde sind kk (Modifikationsgene ausgenommen).
Einige Optionen der Vererbung wenn mindestens 1 Elternteil
weiß-schwarz ist:
- Hund ohne „Flaggen“ trägt nur die Farbe, die er selber
aufweißt (ist homozygot)
- „Flagge“ heißt „unsichtbare“ rezessive Anlage für eine Farbe
(weiß-schwarzer Hund mit Flagge ist Kk)
- „Flagge“ mit Fragezeichen = der Welpe kann, muss aber nicht
diese „unsichtbare rezessive“ Anlage tragen.
Farbe „seal“
Wenn ein „Kk” Hund auch mindestens ein „AY“ Allel trägt, also die
Anlage für weiss-rot, passiert etwas Besonderes.
Die schwarze Schicht, die weiss-rot überdeckt, ist an
manchen Stellen „durchsichtig“. Es wird „seal“ (Robben-Farbe,
oder auch bronze) genannt. Man kann es nur sehen, wenn der
Hund Farbe an den entsprechenden Stellen hat. In der
Regel sind diese hinter den Ohren, am Hals, an den Seiten und an
den Beinen. Der Hund wird so geboren. Manche
Hunde sind nur etwas bräunlich, andere fast ganz „dunkel-schoko“.
Die Nase ist aber immer schwarz. Diese Farbe ist
standardgerecht und gehört unter „weiß-schwarz“, obwohl der Hund
auch braune Haare hat.
weiß-schwarz mit „seal“ weiß-schwarz mit „seal“ li.: weiss-rot, re.: weiss-schwarz
i. d. Mitte:
weiss-schwarz mit‚"seal"
Serie T - Tickings
Diese Serie beeinflusst „Punkte“ im weißen Fell, vor allem in
der Unterwolle,
aber oft auch im Deckhaar. Tickings sind bei Dalmatinern
extrem ausgeprägt. Die Hunde werden weiss geboren, die
Tickings erscheinen nach und nach im Fell. Bei Russells kann
die Intensität der Tickings im Laufe des Lebens
unterschiedlich sein, oft Jahreszeiten abhängig oder
hormonell bedingt. Die Farbe der Tickings entspricht der
"Grundfarbe" des Hundes. T - Hund hat
Tickings t - Hund hat keine Tickings T ist
dominant über t. Ein TT oder Tt Hund hat Tickings, ein tt
Hund hat keine Tickings. Ein Welpe kann nur dann Tickings
haben, wenn mindestens ein Elternteil auch welche hat. Die
Intensität ist unterschiedlich. Ungefähr 98% der Russells
haben Tickings mehr oder weniger ausgeprägt. Es ist absolut
in Ordnung und sollte bei Ausstellungen nicht negativ
bewertet werden.
Em (oder Se „super-extension‘“) = schwarze Maske
Diese Allelserie beeinflusst das Auftreten von schwarzer Maske an
der Schnauze und um die Augen, so wie sie z.B.
Belgische Schäferhunde haben. Die Maske kann unterschiedlich
ausgeprägt sein.
Das Em (oder Se) Allel ist dominant. Die Ausprägung wird
sichtbar bei den Farben der A-Serie. Ursprünglich dachte
man, dass sie in die E-Serie gehört, was widerlegt worden ist.
Die Maske wird bei einem Hund ausgeprägt,
der mindestens eine Kopie des EmAllels hat. Es gibt aber
Fälle, wo man die Maske äusserlich nicht „sieht“, auch wenn
der Hund das EmAllel trägt:
- der Hund ist an der Stelle, wo normalerweise die Maske
erscheint, weiß. Die Maske ist also mit der Weiß-Scheckung
überdeckt.
- der Hund ist „K-* (schwarz)
- der Hund ist „ee“ - rezessiv rot-schwarze Farbe wurde durch
rote „ersetzt“
tricolor
weiss-rot
weiss-rot
weiss-rot
weiss-rot (mit Maske)
(mit Maske)
(mit Maske)
(mit Maske)
(ohne Maske)
Serie E (extension) - rezessiv rot / lemon Diese Serie beeinflusst die schwarze Fellfarbe - die Allelserien
K und A.
E - Schwarz ist normal ausgeprägt
e - Schwarz ist durch Rot ersetzt
E ist dominant über e. Ein „EE" oder „Ee“ Hund hat die Farben
der Serien A oder K normal ausgeprägt. Ein „ee" Hund
hat kein schwarzes Fell- er ist weiß-rot.
Bei Russells ist der Genotyp „ee“ sehr selten. Welpen werden
fast weiss geboren, falls sie Farbflecken im Fell
haben sollten, werden diese erst mit zunehmendem Alter dunkler
und somit sichtbar. Einen erwachsenen Hund kann
man kaum von einem „ay“ Hund unterscheiden, er hat aber absolut
kein schwarz im Fell. Oft haben diese Hunde eine
Wechselnase. Ein Hund kann „ay“ und gleichzeitig „ee“ sein, in
diesem Fall wird er hell geboren.
Das Auftreten des Allels „e“ bei Parson Russells wurde bei der
„Forschungsarbeit“ zu diesem Artikel durch DNA Tests
bestätigt.
Entwicklung eines Welpen mit Genotyp „ee“:
Einige Optionen der Vererbung im Rahmen der Alleiserie E:
- gelbe Flagge mit den Buchstaben „e" bezeichnet die „unsichtbare"
Anlage für rezessiv rot - Allel „e“
- gelber Hund mit Buchstaben „ee“ bezeichnet einen rezessiv
roten Hund, mit „ee" Genotyp
- Fragezeichen bedeutet, dass ein Welpe die Anlage tragen kann,
muss aber nicht.
EH - zobel am E -
Locus
Bei manchen Rassen gibt es am E-Locus ein Allel, dessen Anwesenheit die
Zobelfarbe verursacht - ein Hund der „atat” ist und sonst ein „klassischer"
tricolor
wäre, wird weiß-rot mit schwarzen Haarspitzen. Das Allel wird
als „eh” bezeichnet
und befindet sich zwischen den Allelen „E" und „e" - Allel
"eh" ist rezessiv zu "E" und
dominant zu „e”. Ich vermute, das es selten auch bei Russell
Terriern vorkommen
könnte. Die Hunde sind phänotypisch gleich mit zobel „ay“ Hunden. Ein „eh” zobel
Welpe kann aber auch von 2 tricolor Eltern entstehen. Einen DNA
Test auf „eh“ gibt es
zur Zeit nur für Gockerspaniel, Afghanen und Salukis
Nicht-standartgerechte Farben
Manchmal werden Russell Terrier Welpen mit einer Fellfarbe
geboren, die dem Standard nicht entspricht. Hier werde ich
die Allelen aufführen, die am häufigsten auftreten. Hunde mit
diesen Farben können nicht zuchttauglich werden.
Serie B - Leberfarbe
Serie B beeinflusst die schwarze Farbe (Allele der Serien K und A)
und das Hautpigment.
B - schwarz ist normal ausgeprägt
b - schwarz wird zu „Leberfarben”
„B" ist dominant über „b", damit der Hund leberfarben wird, muss
sein Genotyp „bb“ sein. Ein leberfarbener Hund
(manchmal auch „chocolate” genannt) hat das Fell, das sonst
schwarz wäre, leberfarben, gleichzeitig wird sein Nasenschwamm und jedes Hautpigment leberfarben.
Die Augen sind
auch aufgehellt, bis hin zu grün.
Einige Optionen der Vererbung im Rahmen der Allelenserie B:
Flagge bezeichnet „unsichtbare" rezessive Allele.
„X" bei Nachkommen (in Bx) kann entweder durch „B" oder „b"
ersetzt werden.
Serie D -
dilution - blau / grau Serie D beeinflusst schwarze Fellfarbe (Alleie der Serien
K und A)
und das Hautpigment.
D - schwarz ist normal ausgeprägt
d - blau /grau - schwarz ist in blau/grau „aufgehellt"
D ist dominant über d - damit der Hund blau wird, muss sein
Genotyp „dd“ sein. Ein blauer Hund hat das Fell das sonst
schwarz wäre, in blau aufgehellt, sowie den Nasenschwamm und das
Hautpigment. Der Hund wird so geboren. Ein
weiß-roter „dd" Hund wird nur einen blauen Nasenschwamm und
Hautpigment haben.
Die Augen von „dd” Hunden sind meistens hell.
Zusammenfassung:
vereinfachte Tabelle zu Vererbung der Standard-Farben
Eltern
Nachkommen
Bitte nicht vergessen, dass dieses Farbvererbungs-Schema rein
theoretisch ist. Die rezessiven Farben in den
Klammern treten theoretisch seltener auf, aber in der Praxis
kann es auch mal umgekehrt sein.
Das Auftreten von rezessiv weiß-rot (Genotyp „ee") ist in allen
Kombinationen möglich, wenn beide Eltern die
Anlage tragen.
Ich bedanke mich bei Bibiána Košáriová,
www.parson-russell.sk/
, welche mir erlaubt hat, ihren so
verständlich geschriebenen und toll gezeichneten Artikel hier zu
veröffentlichen.
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