Die Nachsuche mit dem Jagdhund

Hugo Bürki mit Lucky und CloéDie Nachsuche ist nötig, wenn verletztes Wild noch flüchten kann, damit dieses möglichst schnell erlöst wird.

Dabei spielt das Zustandekommen der Verletzung keine Rolle (ob durch Verkehrsunfall oder Schussverletzung), hingegen bestimmt die Art der Verletzung die Nachsuchenstrategie. Das heisst, wenn eine Totsuche zu erwarten ist, kann mit jedem ausgebildeten und geprüften Hund die Nachsuche gemacht werden. In diesen Situationen ist es auch sinnvoll mit jungen, auf der künstlichen Schweissfährte trainierten Hunden zu suchen um diese zu positiven Erfahrungen zu führen. Ist hingegen das verletzte Tier unter Umständen noch wehrhaft oder auch weiterhin noch fluchtfähig, muss mit einem an dieser Wildart erfahrenen Hund nachgesucht werden. Auch aus tierschützerischen Gründen ist alles zu unternehmen um allfälliges Leiden möglichst schnell zu beenden. 

Wenn nun ein Gespann (Führer mit Hund) zur Nachsuche aufgeboten wird, interessiert sich der Führer für alle Details. Was ist passiert, wie ist das Tier geflüchtet, wohin ging es ab und welche Symptome waren sichtbar.

Beim AnschussDer Hund wird in der Nähe abgelegt und beobachtet, wie der Führer den sogenannten Anschuss kontrolliert. Ist der Ort des Anschusses nicht mehr genau bekannt, muss schon mit dem Hund dieser ausfindig gemacht werden. Bei der Kontrolle des Anschusses sucht der Hundeführer nach sogenannten Pirschzeichen, die ihm Hinweise liefern über die Art der Verletzung. Pirschzeichen sind Haare, Organteile, Knochensplitter, Schweiss (Blut) und Trittsiegel. Daher ist es wichtig, dass der Anschussort vorher möglichst unberührt bleibt. Mit den gesammelten Hinweisen entscheidet der Führer, ob für die zu erwartende Arbeit weitere Massnahmen anzuordnen sind und wählt die Nachsuchenstrategie (ein Kapitel für sich). Nun kommt der Hund zum Einsatz. Das Ansetzen gleicht einem Ritual und soll den Hund auf seine Aufgabe einstimmen.  

Ansetzen beim AnschussIst die Fährte vom Hund mal aufgenommen, kann der Hundeführer nur noch unterstützend mithelfen, indem er nach weiteren Pirschzeichen Ausschau hält. Vor allem muss er das vorgelegte Tempo des Hundes halten (hechel, hechel!!!). Mit dem Hund ist der Führer mit einem ca. 10 Meter langen Schweissriemen (spezielle Leine) verbunden. Dieser lässt dem Hund die nötige Bewegungsfreiheit, aber der Führer kann wenn nötig doch Einfluss auf den Hund nehmen. Sieht man Hinweise die darauf deuten, dass man auf der Fährte ist, wird der Hund durch Worte bestätigt und dadurch weiter angespornt. Auch muss das Verhalten beobachtet werden um rechtzeitig zu merken, wenn der Hund die Fährte verliert. Bei Hindernissen müssen diese eventuell Umschlagen werden. Durch „bögeln und quersuchen" wird versucht die Fährte wieder zu finden und weiterzuverfolgen.

Ausarbeiten der Wundfährte Bei langen Suchen oder bei trockenen Bedingungen ist der Hund mit frischem Wasser zu erfrischen. Die Nasenleistung nimmt bei trockenen Schleimhäuten rapide ab. Da die Suche mehr durch „dick“ als „dünn“ geht, braucht auch der Führer eine gesunde Portion Kondition und zwischendurch etwas Flüssiges…

Kurz gesagt der Erfolg hängt von der guten Zusammenarbeit von Hund und Führer ab. Dieses Team kann nicht durch einseitige Dressur erfolgreich entstehen. Auf der Fährte ist man auf das Leistungsvermögen des Hundes angewiesen und dies kann nicht herbeikommandiert werden, da muss die partnerschaftliche Chemie stimmen. (Trifft glaube ich auch bei zwischenmenschlichen Beziehungen zu, wenn´s darum geht Topleistungen zu erreichen!?)

Am Stück (hier bei einer Trainingsfährte)Ist das Tier gefunden, wird es nach waidmännischen Regeln von dem Leiden erlöst. Der Hund wird danach ausgiebig belohnt.

Da der Hund nun eigentlich Beute gemacht hat, muss man durchaus verstehen, dass diese durch den Hund verteidigt wird. Somit ist es nicht ratsam mit anderen Hunden zum Stück zu gehen oder als fremde Person unvorsichtig dazuzutreten.

Text/Fotos: Hugo Bürki