Die
Nachsuche ist nötig, wenn verletztes Wild noch flüchten kann,
damit dieses möglichst schnell erlöst wird.
Dabei
spielt das Zustandekommen der Verletzung keine Rolle (ob durch
Verkehrsunfall oder Schussverletzung), hingegen bestimmt die Art
der Verletzung die Nachsuchenstrategie. Das heisst, wenn eine
Totsuche zu erwarten ist, kann mit jedem ausgebildeten und geprüften
Hund die Nachsuche gemacht werden. In diesen Situationen ist es
auch sinnvoll mit jungen, auf der künstlichen Schweissfährte
trainierten Hunden zu suchen um diese zu positiven Erfahrungen zu
führen. Ist hingegen das verletzte Tier unter Umständen noch
wehrhaft oder auch weiterhin noch fluchtfähig, muss mit einem an
dieser Wildart erfahrenen Hund nachgesucht werden. Auch aus
tierschützerischen Gründen ist alles zu unternehmen um allfälliges
Leiden möglichst schnell zu beenden.
Wenn nun ein
Gespann (Führer mit Hund) zur Nachsuche aufgeboten wird,
interessiert sich der Führer für alle Details. Was ist passiert,
wie ist das Tier geflüchtet, wohin ging es ab und welche Symptome
waren sichtbar.
Der
Hund wird in der Nähe abgelegt und beobachtet, wie der Führer den
sogenannten Anschuss kontrolliert. Ist der Ort des Anschusses
nicht mehr genau bekannt, muss schon mit dem Hund dieser ausfindig
gemacht werden. Bei der Kontrolle des Anschusses sucht der Hundeführer
nach sogenannten Pirschzeichen, die ihm Hinweise liefern über die
Art der Verletzung. Pirschzeichen sind Haare, Organteile,
Knochensplitter, Schweiss (Blut) und Trittsiegel. Daher ist es
wichtig, dass der Anschussort vorher möglichst unberührt bleibt.
Mit den gesammelten Hinweisen entscheidet der Führer, ob für die
zu erwartende Arbeit weitere Massnahmen anzuordnen sind und wählt
die Nachsuchenstrategie (ein Kapitel für sich). Nun kommt der
Hund zum Einsatz. Das Ansetzen gleicht einem Ritual und soll den
Hund auf seine Aufgabe einstimmen.
Ist
die Fährte vom Hund mal aufgenommen, kann der Hundeführer nur
noch unterstützend mithelfen, indem er nach weiteren
Pirschzeichen Ausschau hält. Vor allem muss er das vorgelegte
Tempo des Hundes halten (hechel, hechel!!!). Mit dem Hund ist der
Führer mit einem ca. 10 Meter langen Schweissriemen (spezielle
Leine) verbunden. Dieser lässt dem Hund die nötige
Bewegungsfreiheit, aber der Führer kann wenn nötig doch Einfluss
auf den Hund nehmen. Sieht man Hinweise die darauf deuten, dass
man auf der Fährte ist, wird der Hund durch Worte bestätigt und
dadurch weiter angespornt. Auch muss das Verhalten beobachtet
werden um rechtzeitig zu merken, wenn der Hund die Fährte
verliert. Bei Hindernissen müssen diese eventuell Umschlagen
werden. Durch „bögeln und quersuchen" wird versucht die Fährte
wieder zu finden und weiterzuverfolgen.
Bei
langen Suchen oder bei trockenen Bedingungen ist der Hund mit
frischem Wasser zu erfrischen. Die Nasenleistung nimmt bei
trockenen Schleimhäuten rapide ab. Da die Suche mehr durch
„dick“ als „dünn“ geht, braucht auch der Führer eine
gesunde Portion Kondition und zwischendurch etwas Flüssiges…
Kurz
gesagt der Erfolg hängt von der guten Zusammenarbeit von Hund und
Führer ab. Dieses Team kann nicht durch einseitige Dressur
erfolgreich entstehen. Auf der Fährte ist man auf das
Leistungsvermögen des Hundes angewiesen und dies kann nicht
herbeikommandiert werden, da muss die partnerschaftliche Chemie
stimmen. (Trifft glaube ich auch bei zwischenmenschlichen
Beziehungen zu, wenn´s darum geht Topleistungen zu erreichen!?)
Ist
das Tier gefunden, wird es nach waidmännischen Regeln von dem
Leiden erlöst. Der Hund wird danach ausgiebig belohnt.
Da
der Hund nun eigentlich Beute gemacht hat, muss man durchaus
verstehen, dass diese durch den Hund verteidigt wird. Somit ist es
nicht ratsam mit anderen Hunden zum Stück zu gehen oder als
fremde Person unvorsichtig dazuzutreten.
Text/Fotos: Hugo Bürki
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